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Kritische Philologie und Interpretation

Am Beispiel Christoph Königs

Critical philology and interpretation

Using the example of Christoph König

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Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Die Übertreibungen bei der Textinterpretation der letzten Jahrzehnte haben die literarische Hermeneutik, ja die Philologie überhaupt in Misskredit gebracht und die Fokussierung auf andere Dimensionen der Literatur als den Sinn befördert. Dabei bleibt die Frage, ob eine strengere Praxis der Interpretation nicht immerhin den Kern der »Literaturwissenschaft« sowohl als der »Geistesgeschichte« ausmacht. Dies wollen wir prüfen anhand der Rekonstruktion der kritischen Philologie, die Christoph König in Anspruch nimmt.

Abstract

The excesses of textual interpretation during the foregoing decades have cast suspicion on literary hermeneutics and, indeed, on philology in general, promoting a shift toward dimensions of literature other than that of meaning. The question remains whether a more rigorous practice of interpretation nonetheless constitutes the nucleus of »Literaturwissenschaft« as well as »Geistesgeschichte.« We explore this question via a reconstruction of the critical philology developed in the work of Christoph König.

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Notes

  1. Über die erste Seite, sei nur die historisch-kritische Arbeit über die Entstehung philologischen Wissens und der Disziplinen, die es definiert haben, erwähnt: Internationales Germanistenlexikon 1800-1950, Berlin 2003, sowie die Zeitschrift »Geschichte der Philologien« über die Geschichte der Disziplinen (zunächst der Germanistik) und als Ort allgemeiner Reflexion über das philologische Anliegen. Dazu zahlreiche meist in Kooperation herausgegebene Sammelwerke, darunter: Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 1910 bis 1925 (1993), Konkurrenten in der Fakultät (1999), Das Potential europäischer Philologien (2009), Lektüre und Geltung (2020).

  2. Christoph König, »Kritische Philologie heute«, in: Jörg Schönert (Hrsg.), Literaturwissenschaft und Wissenschaftsforschung, Stuttgart 2000, 317-335.

  3. Die analytische Arbeit des Lesers wie des Philosophen ist seit Platons Phaidros (266a) mit dem Schneiden in Verbindung gebracht, ebenso mit dem recte secare von Paulus in dem Brief an Timotheus II, 15 – das orthotomein, das recte secare wird eine entscheidende Bedeutung in den Anfängen der Hermeneutik gewinnen, vgl. Lutz Danneberg, »De Orthotomia«, in: Die Anatomie des Text-Körpers und Natur-Körpers, Berlin, Boston 2003, 204-225.

  4. Friedrich Schleiermacher, Vorlesung zur Hermeneutik und Kritik (1805), hrsg. W. Virmond, KGA II/4, 45.

  5. Charles Sanders Peirce, Pragmatism as a Principle and Method of Right Thinking: The 1903 Harvard Lectures on Pragmatism, zitiert nach Peirce, Selected philosophical writings 2 (1893-1913), Bloomington 1998, 147 (meine Übersetzung).

  6. Christoph König, Häme als literarisches Verfahren, Göttingen 2008.

  7. Ein mündliches poetisches Werk vermag gleichfalls, die Formen abzuheben und durch ein Spiel der Gegensätze, das sie einrichtet, die Bedingungen einer Reflexion zu schaffen. Um die Differenzen angemessen zu behandeln, fehlt aber hier der Platz.

  8. Das bedeutet der Titel Philologie der Poésie (2014), verstanden im genetivus subiectivus.

  9. Dieser Forschungsrichtung widmen sich vor allem Jean Bollack, Pierre Judet de La Combe, und einzelne Aspekte scheinen wieder auf bei Peter Szondi, Adorno oder Walter Benjamin.

  10. Eine ›Logik des Produziertseins‹ nach der kryptischen Formel von Adorno, die von Szondi in einem entscheidenden Moment in seinem Traktatus »Über philologische Erkenntnis« aufgenommen wird, ohne dass er die Formel eigentlich analysiert. Vgl. den Interpretationsversuch von Denis Thouard, »Die Dialektik in der Hermeneutik. Szondi, Adorno«, in: Germán Garrido, Linda Maeding (Hrsg.), Peter Szondi. Stellungnahmen zur literarischen Hermeneutik, Bielefeld 2022, 29-47.

  11. Er beruft sich hierbei auf Pierre Judet de La Combe und seinen Begriff des »travail sur le sens«.

  12. Ich verweise auf meine Betrachtung des »Textus interpres sui« in dem Artikel »Expliquer un texte par lui-même«, Chr. Berner, D. Thouard (Hrsg.), L’interprétation, Un dictionnaire philosophique, Paris 2015, 181-185.

  13. Das kann vom einfachen grammatischen Zwang oder sogar vom Zwang eines graphischen Codes, fasst man die Entzifferung in einem materialen Sinn auf, bis zur Individualisierung einer ästhetischen Norm reichen, sofern das Geschriebene reich genug ist, um die Rekonstruktion einer solchen Norm ins Auge fassen zu lassen. Das wäre nahe dem, was Friedrich Schlegel die »Idee des Werks« nennt.

  14. Jean Bollack, Sinn wider Sinn. Wie liest man? Gespräch mit Patrick Llored. Üb. R. Schlesier, Göttingen 2003.

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Correspondence to Denis Thouard.

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Eine erste Fassung dieser Rekonstruktion der Aufgaben der Philologie auf der Grundlage der Arbeit von Christoph König wurde auf dem Workshop Principes, histoire et résistance d’une pratique de l’herméneutique critique : Journée d’études autour des travaux de Christoph König am 12.5.2022 in Paris vorgetragen. Ich stütze mich im Folgenden vor allem auf die ›Trilogie‹: Hofmannsthal. Ein moderner Dichter unter den Philologen, Göttingen 2022 (=Hofmannsthal); »O komm und geh«. Skeptische Lektüren der »Sonette an Orpheus«, Göttingen 2014 (= Rilke); Zweite Autorschaft. Philologie, Poesie und Philosophie in F. Nietzsches »Also sprach Zarathustra« und »Dionysos-Dithyramben«, Göttingen 2021 (=Nietzsche).

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Thouard, D. Kritische Philologie und Interpretation. Dtsch Vierteljahrsschr Literaturwiss Geistesgesch 97, 255–266 (2023). https://doi.org/10.1007/s41245-023-00182-0

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/s41245-023-00182-0

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