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War Cäsar ein Großer Mann?

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Zeitschrift für allgemeine Wissenschaftstheorie Aims and scope Submit manuscript

„Nun denn, im Namen der gesamten Götter. Mit was für Speise nährt der Cäsar sich, Daß er so groß ward?“

Shakespeare

„Ich sehe nicht ein, warum nur derjenige Mann bekannt werden soll, dessen Fähigkeiten durch viel Lärm und Schimmer hörbar und sichtbar werden“

Lichtenberg

Zusammenfassung

Im vorliegenden Beitrag wird versucht, bezogen auf das Beispiel Cäsars, eine wissenschaftstheoretische Kritik der Vorstellung von „historischer Größe“ und gleichzeitig eine Korrektur unseres Cäsar-Bildes durch eine historische Erklärungsskizze, wie sie Hempel und Oppenheim vorschlagen, vorzunehmen.

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Literatur

  1. F. Gundolf: Cäsar im neunzehnten Jahrhundert, Berlin 1926, S. 66.

  2. J. Burckhardt: Das Individuum und das Allgemeine (Die historische Größe), in: Weltgeschichtliche Betrachtungen, o.O., o.J., S. 285.

  3. Zit. n. F. Gundolf: Cäsar im neunzehnten Jahrhundert, a.a.O., S. 45.

  4. Ebenda, S. 63.

  5. Dieses Cäsarenbild ist, so Gundolf, zum Teil das Werk der Schulmeister: „Erst der behäbige Umgang des bürgerlichen Schulmeisters mit protestantisch entzauberten Klassikern hat diese magischen Zeichen oder beseelten Gestalten dem dürren Wissens- oder leeren Redebetrieb ausgeliefert, der noch heute die Knaben ermattet und die Greise jeden Alters vergnügt.“ (F. Gundolf, Cäsar, Geschichte seines Ruhms, Berlin 1925, S. 154).

  6. H. Strasburger: Cäsar im Urteil der Zeitgenossen, in: Historische Zeitschrift, Bd. 175 (1953).

  7. M. Gelzer: War Cäsar ein Staatsmann?, in: Historische Zeitschrift, Bd. 178 (1954), S. 29.

  8. J. Burckhardt: Das Individuum und das Allgemeine, a.a.O., S. 255.

  9. Ebenda, S. 286.

  10. R. Schlette: Macht und Ohnmacht des Menschen im Geschichtsprozeß — von der Philosophie gesehen, in: Universitas, 32. Jg. (1977), S. 298.

  11. F. Gundolf: Cäsar im neunzehnten Jahrhundert, a.a.O., S. 43.

  12. Vgl. E. Topitsch: Vom Ursprung und Ende der Metaphysik, München 1972.

  13. H. Strasburger: Cäsar im Urteil der Zeitgenossen, a.a.O., S. 15.

  14. J. Burckhardt: Das Individuum und das Allgemeine, a.a.O., S. 255.

  15. Ebenda, S. 257.

  16. Dies, weil es sich bei historischer Größe nicht um eine Tatsachenaussage handelt (z. B. Peter ist groß — körperlich —), sondern um ein Werturteil. „Der Wert ist an die Beziehung zwischen stellungnehmendem Subjekt und Objekt der Stellungnahme gebunden, sie ist für ihn wesentlich. ... Darum ist ein absoluter Wert im Sinn der Unabhängigkeit von wertendem Subjekt und gewertetem Objekt unmöglich, sinnlos, weil in sich widersprechend.“ (V. Kraft: Die Grundlagen einer wissenschaftlichen Wertlehre, 2. Aufl., Wien 1951, S. 72.).

  17. J. Burckhardt: Das Individuum und das Allgemeine, a.a.O., S. 256.

  18. Vielleicht auch, könnte man hinzufügen, weil andere das wollen, da es ihnen gelegen kommt (vgl. S. 334).

  19. T. Mommsen: Römische Geschichte, Berlin, o.J., S. 581f.

  20. R. Hesse: Probleme der Begründungen von „Historische Größe“, in: Zeitschrift für allgemeine Wissenschaftstheorie, VI/1 (1976), S. 68.

  21. F. Gundolf: Cäsar im neunzehnten Jahrhundert, a.a.O., S. 41.

  22. „Jeder historische Schritt auf dieses Ziel hinmuß in sich als situationsspezifisch venünftig deklariert werden, weil sonst Geschichte insgesamt in ihrer Bestimmung als Abfolge solcher Schritte keine befriedigende Antwort auf die normative Grundfrage (nach dem „Sinn“, M.T.) geben könnte.“ (R. Hesse: Probleme der Begründungen von „Historische Größe“, a.a.O., S. 68); zur Kritik an dieser Philosophie der Identität zwischen Sein und Vernunft: K. R. Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, Bd. II, 2. Aufl., Bern 1973, S. 52ff.

  23. Vgl. E. Gombrich: Hegel und die Kunstgeschichte, in: Neue Rundschau, 2/1977, S. 215.

  24. F. Gundolf: Cäsar im neunzehnten Jahrhundert, a.a.O., S. 43.

  25. T. Mommsen: Römische Geschichte, a.a.O., S. 580.

  26. F. Gundolf: Cäsar im neunzehnten Jahrhundert, a.a.O., S. 64f.

  27. T. Lessing: Geschichte als Sinngebung des Sinnlosen, 3. Aufl., München 1921, S. 29; vgl. dazu auch Schillers Jenaer Antrittsrede „Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte?“: „Er (der Historiker, M.T.) nimmt also diese Harmonie aus sich selbst heraus und verpflanzt sie außer sich in die Ordnung der Dinge, d. i., er bringt einen vernünftigen Zweck in den Gang der Welt und ein theologisches Prinzip in die Weltgeschichte.“

  28. K. R. Popper: Das Elend des Historizismus, 3. Aufl. Tübingen 1971, S. 118.

  29. T. Lessing: Geschichte als Sinngebung des Sinnlosen, a.a.O., S. 21.

  30. E. Meyer: Cäsars Monarchie und das Principat des Pompeius, Stuttgart und Berlin 1918, S. 326.

  31. G. Ferrero: Julius Cäsar, Berlin 1925, S. 12.

  32. Vgl. R. Syme: Die römische Revolution, München, o.J., S. 49.

  33. M. Grant: Cäsar, Genie — Eroberer — Diktator, München 1977, S. 10.

  34. Plutarch legt Cäsar die Worte in den Mund: „Heute hätten die Feinde gesiegt, wenn sie einen Feldherren gehabt hätten, der weiß wie man siegt.“ (Plut., Caes. 39, 5).

  35. G. Ferrero: Julius Cäsar, a.a.O., S. 177. In vollständigem Gegensatz zu Mommsen meint Ferrero, Cäsar sei mehr als jeder andere berühmte Mann seiner Zeit ein Spielball der Ereignisse gewesen, von den Zufällen der Politik hin- und hergeworfen und genötigt, im Gegensatz zu seinen Absichten zu handeln. (a.a.O., S. 41).

  36. Mach nur einen großen Plan, Sei nur ein großes Licht. Und mach dann noch 'nen zweiten Plan, Gehn tun sie beide nicht. (B. Brecht).

  37. H. R. Schlette: Macht und Ohnmacht des Menschen im Geschichtsprozeß, a.a.O., S. 298.

  38. K. R. Popper: Das Elend des Historizismus, a.a.O., S. 38. Zur Analyse des historischen Determinismus vgl. auch: T. Sarrazin: Ökonomie und Logik der historischen Erklärung, Bonn-Bad Godesberg 1974; J. W. N. Watkins: Entscheidung und Überzeugung, in: H. Albert, E. Topitsch (Hrsg.): Werturteilsstreit, Darmstadt 1971, S. 313ff.

  39. Ein sehr typisches Beispiel für diese Auffassung ist Schillers Jenaer Antrittsrede: „Selbst daßwir uns in diesem Augenblick hier zusammenfanden, uns mit diesem Grade von Nationalkultur, mit dieser Sprache, diesen Sitten, diesen bürgerlichen Vorteilen, diesem Maß von Gewissensfreiheit zusammenfanden, ist das Resultat vielleichtaller vorhergegangenen Weltbegebenheiten: dieganze Weltgeschichte würde wenigstens nötig sein, dieses einzige Moment zu erklären ... Es zieht sich also ein lange Kette von Begebenheiten von dem gegenwärtigen Augenblick bis zum Anfang des Menschengeschlechts hinauf, die wie Ursache und Wirkung ineinandergreifen.“

  40. Ebenda.

  41. Vgl. dazu K. R. Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, Bd. II, a.a.O., S. 329f.

  42. T. Lessing: Geschichte als Sinngebung des Sinnlosen, a.a.O., S. 109.

  43. J. Burckhardt: Das Individuum und das Allgemeine, a.a.O., S. 293.

  44. G. W. F. Hegel, Philosophie der Geschichte, Stuttgart 1975, S. 122f.

  45. F. Gundolf: Cäsar im neunzehnten Jahrhundert, a.a.O., S. 44.

  46. Sogar Buchtitel enthalten diese Hypothese: H. Oppermann: Caesar, Wegbereiter Europas, 2. Aufl., Göttingen 1968.

  47. M. Grant: Cäsar, a.a.O., S. 110.

  48. G. Ferrero: Julius Cäsar, a.a.O., S. 175f.

  49. So F. Gundolf: Cäsar im neunzehnten Jahrhundert, a.a.O., S. 46.

  50. M. Grant: Cäsar, a.a.O., S. 111.

  51. T. Mommsen: Römische Geschichte, a.a.O., S. 548.

  52. R. Syme: Die römische Revolution, a.a.O., S. 55f.

  53. G. Ferrero: Julius Cäsar, a.a.O., S. 153.

  54. M. Gelzer: War Cäsar ein Staatsmann?, a.a.O., S. 456.

  55. M. Grant: Cäsar, a.a.O., S. 195f.

  56. M. Gelzer: War Cäsar ein Staatsmann?, a.a.O., S. 466.

  57. T. Mommsen: Römische Geschichte, a.a.O., S. 581.

  58. D.h. der Randbedingungen, persönlichen Ziele, Interessen u. ä., vgl. K. R. Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, Bd. II, a.a.O., S. 123 u. 327f.

  59. T. Lessing: Geschichte als Sinngebung des Sinnlosen, a.a.O., S. 34f.

  60. R. Syme: Die römische Revolution, a.a.O., S. 49.

  61. F. Gundolf: Cäsar im neunzehnten Jahrhundert, a.a.O., S. 45.

  62. G. W. F. Hegel: Philosophie der Geschichte, a.a.O., S. 76f.

  63. K. R. Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, Bd. II, a.a.O., S. 95.

  64. F. Gundolf: Cäsar, Geschichte seines Ruhms, Berlin 1925, S. 7.

  65. Ebenda.

  66. Ebenda. Zum Einfluß der Philosophie Hegels auf die Ideologie des Faschismus vgl. z. B. E. Topitsch, Die Sozialphilosophie Hegels als Heilslehre und Herrschaftsideologie, Neuwied-Berlin 1967.

  67. J. Burckhardt: Das Individuum und das Allgemeine, a.a.O., S. 257.

  68. F. Redlich: Potentialities and Pitfalls in Economic History, in: R. L. Andreano (Hrsg.): The New Economic History, Recent Papers on Methodology, New York-London-Sydney-Toronto 1970, S. 91.

  69. M. Weber: Kritische Studien auf dem Gebiet der kulturwissenschaftlichen Logik, in: Ders., Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, 3. Aufl., Tübingen 1968, S. 268.

  70. H. Strasburger: Cäsar im Urteil der Zeitgenossen, a.a.O., S. 16 u. 15.

  71. F. Engels: Brief an Walter Borgius vom 25. 1. 1894, in: Marx/Engels: Ausgewählte Schriften, Bd. II, Berlin (Ost) 1972, S. 473.

  72. J. Burckhardt: Das Individuum und das Allgemeine, a.a.O., S. 257f.

  73. C. G. Hempel: Reasons and Covering Laws in Historical Explanation, in: G. Hook (Hrsg.): Philosophy and History, New York 1963, S. 146.

  74. Vgl. C. G. Hempel: The Function of General Laws in History, in: P. Gardiner (Hrsg.): Theories of History, London 1959, S. 351.

  75. R. Syme: Die römische Revolution, a.a.O., S. 106.

  76. K. R. Popper: Das Elend des Historizismus, a.a.O., S. 92.

  77. H. Strasburger: Cäsar im Urteil der Zeitgenossen, a.a.O., S. 225.

  78. Vgl. K. R. Popper: Das Elend des Historizismus, a.a.O., S. 118.

  79. K. R. Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, Bd. II, a.a.O., S. 323.

  80. J. Burckhardt: Das Individuum und das Allgemeine, a.a.O., S. 297.

  81. M. Grant: Cäsar, a.a.O., S. 30.

  82. R. Syme: Die römische Revolution, a.a.O., S. 75.

  83. Ebenda, S. 22.

  84. Ebenda, S. 20.

  85. Ebenda, S. 54.

  86. F. Gundolf: Cäsar, Geschichte seines Ruhms, a.a.O., S. 124.

  87. Ebenda, S. 264.

  88. A. Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung, Bd. 1, Vorrede zur 2. Aufl., Wiesbaden 1972, S. XVIII.

  89. R. Haym: Hegel und seine Zeit, Berlin 1857, Nachdruck Hildesheim 1962, S. 366.

  90. A. Künzli: Prolegomena zu einer Psychographie Hegels in: G.-K. Kaltenbrunner, (Hrsg.): Hegel und die Folgen, Freiburg 1970 S. 48.

  91. J. Hoffmeister (Hrsg.): Briefe von und an Hegel, Hamburg 1952–1960, Bd. III, S. 72.

  92. G. W. F. Hegel: Philosophie der Geschichte, a.a.O., S. 433.

  93. Ebenda, S. 76.

  94. Vgl. zum Text: A. Heuß: Theodor Mommsen über sich selbst, in: Antike und Abendland, 6 (1957), S. 105–117.

  95. Brief an W. Henzen vom 4. 12. 1852, zitiert in: K. Christ, Von Gibbon zu Rostovzeff: Leben und Werk führender Althistoriker der Neuzeit, Darmstadt 1972, S. 90.

  96. F. Gundolf: Cäsar im neunzehnten Jahrhundert, a.a.O., S. 59.

  97. Vgl. E. Friedell: Kulturgeschichte der Neuzeit, München 1969, S. 1210.

  98. K. Christ, Von Gibbon zu Rostovzeff, a.a.O., S. 84f.

  99. Einige sehr interessante Fallstudien in: K.-G. Faber: Zum Einsatz historischer Aussagen als politisches Argument, in: Historische Zeitschrift, Bd. 221 (1975), S. 265–303.

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Tietzel, M. War Cäsar ein Großer Mann?. Zeitschrift für Allgemeine Wissenschaftstheorie 10, 320–337 (1979). https://doi.org/10.1007/BF01802353

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