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BY 4.0 license Open Access Published by De Gruyter Oldenbourg March 19, 2020

Erklärungsmodelle und Erklärungskonzepte in der sportsoziologischen Forschung: Eine verdrängte Herausforderung?

Explanatory models and concepts in sports sociology research: A repressed challenge?
  • Reinhard Bachleitner EMAIL logo and Martin Weichbold
From the journal Sport und Gesellschaft

Zusammenfassung

Eine Analyse empirisch ausgerichteter Beiträge zu sportsoziologischen Themen und Fragestellungen in der vorliegenden Zeitschrift zeigt, dass gängige sozialwissenschaftliche Erklärungsmodelle bzw. Erklärungsansätze selten zum Einsatz gelangen. Es dominiert meist eine beschreibende und verstehende Methodologie. Dies führt u. a. zu einem Defizit von Erklärungswissen und in Folge wohl auch zu einer verlangsamten Theoriefundierung innerhalb der Sportsoziologie. Um die „erklärende Soziologie“ zu forcieren, werden die aktuell in der Soziologie detailreich und auch kontrovers diskutierten methodischen Erklärungsmodelle und Ansätze einschließlich ihrer Voraussetzungsbedingungen skizzierend dargestellt. Dies geschieht in der Hoffnung, die methodologische Anwendungslücke zu minimieren, da eine auf Erkenntniszuwächse ausgerichtete Sportsoziologie nicht auf eine kriterienorientierte Methodologie verzichten sollte.

Summary

The empirical contributions to this journal show that social scientific explanatory models and approaches have not yet been applied to the field of sports sociology. Instead, methods that aim at description and understanding rather than explanation remain dominant. Corresponding to the absence of strong explanatory approaches, robust theory formation has been delayed within this subfield. In order to fill this gap and foster an “explanatory sociology,” this article discusses contested methodological models and approaches from the field of sociology and introduces them to the sociology of sport. The application of the criteria of this yet unattained methodology promises to provide sports sociology with new insights.

1 Ausgangslage und Zielsetzung

Während in der Soziologie die verschiedenen Erklärungsmodelle umfassend dokumentiert, kommentiert, aber auch kontrovers diskutiert werden, [1] erkennt man eine entsprechende Auseinandersetzung im Kontext der sportsoziologischen Theoriebildung kaum, auch eine Anwendung in der empirisch ausgerichteten sportsoziologischen Forschung ist selten erkennbar. Dies wollen wir jedoch nicht als versteckten Hinweis dafür werten, dass die Sportsoziologie grundsätzlich eine „erklärende Soziologie“ ablehnt und sich auf die reine Deskription sowie eine „verstehende Soziologie“ (interpretative Soziologie) zurückzieht.

Ziel der folgenden Ausführungen ist es daher, gängige, aber auch eher selten eingesetzte Erklärungsmodelle, welche aktuell in der sozialempirischen Forschung Anwendung finden, skizzierend darzustellen, um so ihre Einsatzmöglichkeiten in der Sportsoziologie weiter zu forcieren. Ergänzt wird die überblicksartig angelegte Darstellung durch eine Analyse empirischer Beiträge aus sportsoziologischen Forschungen, in welcher die Interpretationen auf ihre Erklärungsleistung hin betrachtet werden. Das heißt, die ausgewählten empirischen Befunde sollen nach ihrem vorherrschenden Interpretationsmodus – ob eher deskriptiv, verstehend, erklärend oder prognostizierend – einer ersten Analyse unterzogen und mit den Möglichkeiten der referierten soziologischen Erklärungsmodelle verglichen werden. Dies insofern, als die jeweiligen epistemologischen Grundannahmen über die Beschaffenheit des Sozialen im Sport alle weiteren Prinzipien wie etwa die Identifikation von Zusammenhängen, die Datenqualität oder auch die Auswertungsstrategie und letztlich die Dateninterpretation beeinflussen.

Ein Exkurs zu den eher selten eingesetzten, wenngleich aber ebenso intensiv diskutierten, erklärungsnahen Konzepten wie Abduktion, Emergenz und marginal Kontingenz soll die Skizze der „erklärenden Soziologie“ abrunden. Wir bezeichnen die beiden letztgenannten Ansätze insofern nur als „erklärungsnahe Konzepte“, da sie nicht im strengen Sinn Erklärungen an sich liefern, sondern über Erklärungsetikettierungen agieren, die erst in der Folge nach Erklärungen auf anderen Ebenen suchen, um so eine ‚Erweiterung des Möglichen‘ anzubieten.

Einleitend fragen wir nun, was Erklärungen sind und welche Bedingungen zu gelten haben, wenn diese im sozialwissenschaftlichen Kontext eingesetzt werden.

2 Was bedeutet Erklären in der Soziologie?

Der Begriff des Erklärens zeigt nicht nur im Alltagsverständnis sowie im wissenschaftlichen Verständnis unterschiedliche Konnotationen auf, auch innerhalb der einzelnen Wissenschaftsdisziplinen ergeben sich klare Unterschiede: Traditionell ist es das kausale Erklären, welches dominant ist. Diesem wird ein nichtkausales, eher taxonomisches Erklären gegenübergestellt (vgl. Schimank und Greshoff 2005: 21ff.). Beide bedienen sich jedoch eines Erklärungsarguments für gültige Erklärungen: Das Explanandum wird aus dem Explanans und den Randbedingungen logisch abgeleitet oder soll zumindest mehr oder weniger sicher abgeleitet werden können, da ja strenge Gesetze in den Sozialwissenschaften nicht anzutreffen sind.

Innerhalb der Soziologie konnte sich Essers Auffassung, die vor allem auf Colemans Modell zurückgeht, weitgehend durchsetzen. In seinem Erklärungsmodell legt er fest: „Die Erklärung eines Phänomens bedeutet im Prinzip, das zu klärende Phänomen als die Folge bestimmter (kausaler) Ursachen zu erkennen.“ (Esser 1993: 40) Und weiter: „Anders gesagt: nach der Erklärung war das Phänomen keine Überraschung mehr. Erklärungen ordnen zuvor unbekannte Sachverhalte in ein im Prinzip bereits bekanntes Wissen ein.“ (Esser 1993: 42) Als Voraussetzung für diesen Ableitungsvorgang werden die sogenannten Adäquatheits-bedingungen festgelegt, die einen methodologischen Rahmen bilden wie empirischen Gehalt, Wahrheitsfähigkeit und die logische Konsistenz. Eine weitere Orientierung, was Erklären in den Sozialwissenschaften bedeutet, kann in Anlehnung an Schimank und Greshoff (2005: 25), die sich ihrerseits auf Bunge (1987) und Mayr (1998) beziehen, Folgendes gelten: Erstens kann Erklären als Erläuterung von Sachverhalten hinsichtlich der Frage, was einen Sachverhalt ausmacht, gesehen werden; zweitens gilt, warum dieser beschriebene Sachverhalt der Fall ist, und drittens wie ein beschriebener Sachverhalt möglich ist bzw. wurde, was letztlich auch die Bedingungen nach den Möglichkeiten mit einschließt.

Insgesamt bedeutet daher Erklären, Antworten auf drei Fragen zu finden. Es geht dabei um die Was-, Warum- und die Wie ist es möglich-Frage, wobei für deren Beantwortung jeweils explizite Erklärungsargumente (ein Explanans) vorliegen müssen.

Zur Behandlung dieser Fragestellungen wurden Erklärungsverfahren (Modelle, Instrumente und Konzepte) entwickelt, die im Folgenden kurz skizziert werden und mit Erklärungsbemühungen aus der sportsoziologischen Forschung konfrontiert werden. Zu betonen ist, dass der äußerst umfassende und differenzierte Diskussionsstand zu den einzelnen Erklärungsinstrumentarien, der innerhalb der Soziologie besteht, hier nur in seinen Grundlinien referiert werden soll.

Neben diesen grundsätzlichen Modellen und Ansätzen existieren noch weitere Konzepte bzw. Typologien zu Erklärungsvorgängen wie etwa das „historische Erklären“, das „verstehende Erklären“ und ebenso das „erklärende Verstehen“, das „beschreibende Erklären“ und das „rationale Erklären“ (vgl. im Detail dazu u. a. Esser 1999: 208, 203; Schurz 2006: 236; Albert 2013). Hier ist sportwissenschaftlich relevant, auch Schimank zu erwähnen, der in seinem akteurtheoretischen Erklärungsansatz die Wechselwirkung von Handlung und Struktur herausarbeitet und dies an einer sportsoziologischen Fragestellung demonstriert: Die Erklärung einer Handlungswahl (Zuschauerverhalten) sowie die Erklärung von strukturellen Effekten dieser Handlungswirkungen wird in ihren Wechselwirkungen analysiert. So führt das massenhafte Zuschauerverhalten in der Folge u. a. zu Doping im Spitzensport (vgl. Schimank 2016: 23, 27f.).

3 Die Modelle der Erklärung [2]

Gehaltvolle Erklärungen von sozialen und gesellschaftlichen Sachverhalten stellen nicht nur hohe Anforderungen an die Datenqualität (Validität/Reliabilität), sondern ebenso an das erkenntnistheoretische Potential des eingesetzten Erklärungsmodells, da es grundsätzlich darum geht, einen bisher unbekannten Sachverhalt in einen bekannten zu transferieren.

Diese Diskussionen einzelner Erklärungsmodelle oder die „Theorie einer Erklärung“ hier erneut detailreich darzustellen und die Kontroversen wiederzugeben, wird nicht angestrebt. Der motivierte Leser findet in der zitierten Literatur umfassende Informationen und Lösungsvorschläge dazu. Mit einer knappen, skizzierenden Darstellung sollen hier lediglich entsprechende Grundinformationen geliefert werden, verbunden mit der Hoffnung auf eine vertiefte Auseinandersetzung in sportsoziologischen Forschungsvorhaben.

3.1 Das H-O-Erklärungsschema

Das traditionsreichste Erklärungsmodell ist das 1948 von Hempel und Oppenheim entwickelte Erklärungsschema, das später von Hempel weiter verfeinert wurde: Ein singuläres Ereignis oder eine singuläre Aussage, das sogenannte Explanandum – das zu erklärende Phänomen –, muss sich aus dem Explanans – Regeln, gesetzesartige Annahmen – und den zugrundeliegenden Randbedingungen – Anfangsbedingungen – logisch ableiten lassen. Oder anders: Für den zu erklärenden Sachverhalt (vermehrtes Sporttreiben) wird ein erklärendes Argument (Arbeitsbedingungen) gesucht. [3] Die logisch korrekte Ableitung des Explanandums aus dem Explanans setzt vier Bedingungen voraus: Das Explanandum muss aus dem Explanans korrekt gefolgert worden sein, das Explanans muss zumindest ein Gesetz bzw. eine gesetzesartige Annahme enthalten, das Explanans muss einen empirischen Gehalt aufweisen, und das Explanans muss wahr sein bzw. soll sich zumindest gut bewährt haben (vgl. Opp 1995: 48f.). [4] Wesentlich für die Erklärungsleistung ist sowohl die exakte Beschreibung des Phänomens als auch die Benennung der Ursachen (kausale Kraft), und zwar mit Begrifflichkeiten, die eine Messbarkeit ermöglichen. Zudem wird hier zwischen einem induktiven und deduktiven Erklärungsmodell unterschieden (vgl. im Detail dazu Opp 1995: 45ff.). Eine ideelle Wurzel des H-O-Schemas stellt der „Modus Barbara“ dar, der eine besondere Form des Syllogismus ist und aus einem Ober- und Untersatz, aus dem dann der Schlusssatz gefolgert wird, besteht. [5]

Es mag wohl die zu Recht vorgebrachte Kritik am H-O-Schema gewesen sein (vgl. Schurz 1999; Mauer und Schmid 2010: 40ff.), welche das Ablehnungspotential gegenüber diesem Modell erhöhten, zumal vor allem die geforderten universellen Gesetze (nomologischen Annahmen) in den Sozialwissenschaften in einer engen Auslegung nicht existieren. Ergänzend gelangen Maurer und Schmid (2010: 52f.) nach durchaus kritischer Konsultierung des H-O-Schemas zu dem Schluss, dass es durchaus Gesetze des individuellen Handelns gibt, während die Suche nach sogenannten Strukturgesetzen auf Makroebene wohl vergeblich ist.

Wenngleich also das H-O- Erklärungsschema, das auch als „offizielle Theorie der Erklärung“ bezeichnet wird (vgl. etwa Kitcher 1990: 193), in seiner strengen Form heute nur noch selten vertreten wird, schließen wir uns der Einschätzung Kronebergs (2005: 232) an, dass man gerade durch die (heuristische) Anwendung dieses Schemas zu einem tieferen Verständnis der Logik der Erklärungen und darüber hinaus auch zu besser begründeten Kriterien für gültige soziologische Erklärungen gelangen kann. Es dient zur Konkretisierung des Untersuchungsdesigns und der Ableitungslogik.

3.2 Modell soziologischer Erklärung: Der Makro-Mikro-Makro-Ansatz

Mit dem Modell soziologischer Erklärung (MSE), das in den letzten Jahren erheblich weiterentwickelt wurde (z. B. Frame-Selektion-Theorie: auch als MFS bezeichnet, die RC-Ansätze, das SEU-Modell sowie die Wert-Erwartungstheorie), hat die Soziologie ein Erklärungsinstrument geschaffen, in welchem sich kollektive Phänomene aus den sozialen Handlungen der Akteure ableiten lassen. Es wird eine erklärende Mikrofundierung von Makrophänomenen vollzogen. [6]

Im Konkreten beinhaltet das Modell drei methodische Schritte, über die soziale Phänomene einer Klärung zugeführt werden: Die „Logik der Situation“ stellt die Orientierung bzw. Wahrnehmung in der gegebenen Situation dar; die „Logik der Selektion“ betrifft Auswahl bzw. Selektion einer Handlungsalternative, und die „Logik der Aggregation“ stellt die Verbindung vom Mikro- zum Makro-Übergang her. Diesen Vorgängen zugrundeliegend ist die Annahme einer Mikrofundierung der Erklärung, die sich auf den methodologischen Individualismus stützt. Dieser kann als eine methodische Regel aufgefasst werden: Alles Wissen über soziale Phänomene wird aus dem Wissen über Individuelles, also Haltungen, Interessen und Handlungen der Individuen, ableitbar und begründbar und muss auch so sein (vgl. Endreß 2006: 215).

Eine Gegenposition stellt der methodologische Kollektivismus (Holismus) dar. Der entscheidende Unterschied liegt darin, soziale Phänomene nicht mehr über die Handlungen des Einzelnen zu erklären (= Reduktion auf das Individuum), sondern im methodologischen Holismus wird die Erklärung direkt aus anderen Phänomen heraus abgeleitet (vgl. entsprechende Beispiele bei Kroneberg 2005: 224f., wie etwa die Lipset-These).

Aktuelle Weiterentwicklungen

Eine vermittelnde Position zwischen methodologischem Individualismus und methodologischem Kollektivismus entwirft Schützeichel: „Der Methodologische Individualismus muss also durch einen Methodologischen Holismus komplementiert werden, da das Individuum des methodologischen Individualismus in eine holistische Konfiguration eingebettet sein muss. Damit es die Eigenschaften haben kann, die im methodologischen Individualismus vorausgesetzt werden, nämlich über empirisch gehaltvolle Überzeugungen und Intentionen zu verfügen.“ (Schützeichel 2005: 360)

Ebenfalls vermittelnd und ausgehend von diesen diametralen Erklärungsheuristiken entwickelt Albert eine weiterführende dritte Position, die er als antireduktionistisch und emergentisch charakterisiert und als „moderaten methodologischen Holismus“ bezeichnet:

„Die Grundidee des moderaten Holismus besteht darin, die menschliche Möglichkeit des freien Handelns zuzulassen, gleichzeitig aber den Blick auf die soziale Formung und die soziale Einbettung des Menschen zu richten.“ (Albert 2014: 259; kursiv im Original)

Gemeint ist damit, dass ein höheres Erklärungspotential dadurch erreicht wird, dass auf die Makrokausalität verzichtet wird, aber die Makrodetermination in einer motivationalen Prägung vorliegt. Das bedeutet, der „moderate methodologische Holismus“ erlaubt eine Konkretisierung der sogenannten „Abwärtsverursachung“, und zwar in dem Sinn, dass zwar keine Determination stattfindet, aber zumindest eine Konditionierung von oben her erfolgt: Makrophänomene konditionieren das Handeln der Akteure, indem sie Handlungsoptionen und Handlungsdispositionen langfristig prägen (Albert 2008: 44).

Zusammengefasst lässt sich daher sagen: Im Rahmen des Makro-Mikro-Modells soziologischer Erklärung lässt sich bezüglich der methodologischen Grundannahmen zwischen dem Methodologischen Individualismus und dem Methodologischen Holismus sowie deren beiden moderaten Formen differenzieren. Ersterer sucht gesetzesartig Annahmen auf der Mikroebene, während der Methodologische Holismus diese auf der Makroebene annimmt. Beide Positionen werden heute über den moderaten methodologischen Holismus zusammengeführt und versprechen so eine höhere Erklärungsleistung, da dadurch anstehende problematische Annahmen gelöst werden.

3.3 Mechanismische Erklärungen

Wenngleich mechanismenbasierte Erklärungen als Denkfigur auf eine lange Tradition zurückblicken können, wurden sie erst in jüngster Zeit wieder verstärkt aktiviert, da man den einfachen korrelationsstatistischen Erklärungen zunehmend kritisch bis ablehnend gegenüberstand.

Mechanismen können für die kausale Rekonstruktion gesellschaftlicher Makrophänomene entscheidende Beiträge leisten, da sie wiederkehrende Prozesse, die bestimmte Ausgangsbedingungen aufweisen, mit einem bestimmten Ergebnis verknüpfen. Die Aussagen über derartige Mechanismen sind dementsprechend verallgemeinernde Kausalaussagen (vgl. Mayntz 2009: 100f.). Nach den generellen Auffassungen sind Mechanismen zwar keine Gesetze, aber eben mehr als nur Beschreibungen, und sie sind in der Lage, den Prozess der Erzeugung einer Aggregation unter bestimmen Bedingungen anzugeben, um so zur Erklärung zu gelangen (vgl. Kron 2005: 171).

Methodisch betrachtet finden sich zwei Auffassungen, wie ein Mechanismus abläuft bzw. wie er begrifflich festgelegt wird: Einmal wird ein wiederkehrender Prozess – sei er beobachtbar oder auch nur vermutet – als der Anfang mit einem entsprechenden Ende verknüpft, oder anders: die Anfangsbedingungen werden mit Endzuständen (kausal) verbunden. Zum anderen wird als Mechanismus nur jener Aspekt bezeichnet, der die Ursache (input) mit Wirkung (output) verbindet (vgl. Hedström und Swedberg 1996, die hierfür formal das „IMO-Modell“ vorschlagen: I = Input, O = Output und M = Mechanismus, welcher die explizite Beobachtung zwischen I und O bezeichnet). Insbesondere in der Analytischen Soziologie von Hedström kommt dem Prozess des Erklärens mit Hilfe von sozialen Mechanismen eine zentrale Bedeutung zu (vgl. Maurer 2010: 165 und Kron und Grund 2010: 8ff.). Daraus entsteht jedoch für das Erklären über Mechanismen kein substanzieller Unterschied. Denn in diesen verschiedenen Auffassungen müssen Anfangsbedingungen und Endzustände explizit genannt und festgelegt werden, um trotz möglicher Kontingenzen erkennbar zu sein (vgl. dazu Mayntz 2005: 105). Schwierig dürften Erklärungen über soziale Mechanismen werden, wenn man die zahlreichen Startbedingungen für die einzelnen Prozesse festlegen und in ihren (gegenseitigen) Effekten abschätzen muss. Eine Kombination mit statistischen Verfahren könnte hier wohl hilfreich sein (vgl. insgesamt Schmid 2006).

In der sportsoziologischen Forschung kommen die thematisierten Ansätze selten zur Anwendung.

3.4 Korrelationsstatistische Erklärungsansätze

Die verschiedenen korrelationsstatistischen Verfahren, die trotz einschlägiger Kritik immer wieder zu kausal-analytischen Abklärungen und Erklärungen von Makrophänomenen herangezogen werden, sollen hier nicht behandelt werden, da sich die einfache Korrelationsstatistik für Erklärungen auf Makroebenen als nicht geeignet erweist, um kausale Beziehungen herauszufiltern (vgl. u. a. dazu die gesammelte Kritik bei Mayntz 2009: 97f.). Zudem soll daran erinnert werden, dass in den Korrelationsstudien meist ex-post-facto Erklärungsansätze angewendet werden und selten ein experimentelles Design vorliegt, welches die kausale Erklärungsleistung wesentlich stärkt bzw. diese erst ermöglicht. Heute werden kausale Korrelationen durch kausale Rekonstruktionen [7] ersetzt bzw. ergänzt, welche nach kausalen Mechanismen suchen (vgl. Mayntz 2002: 98).

4 Weitere erklärende Ansätze für komplexe Strukturen

In postmodernen Gesellschaften, einschließlich ihrer Subsysteme, so auch dem Handlungsfeld Sport, tauchen immer wieder soziale Phänomene auf, die mit den oben skizzierten Modellen ungeklärt bleiben. Sie sperren sich letztlich gegen reine Plausibilitätsargumente bzw. Analogiebildungen oder wie auch immer angelegte erklärende Ableitungen. In der Soziologie existieren nun weitere Ansätze, um sich derartigen Phänomenen in erklärender Weise anzunähern. Im Umfeld sportsoziologischer Forschung dürften unserer Einschätzung nach, solche Überlegungen noch wenig Eingang gefunden haben. Es handelt sich dabei um Versuche, die Erklärungsleistungen für erkennbare Phänomene über eine Zwischenstufe mit erklärenden Etikettierungen zu versehen und erst in weiterer Folge ein Erklärungspotential zu entwickeln, welches jedoch oft im Abseits üblicher Denkvarianten steht.

Um einen weitgehend vollständigen Überblick zu sozialwissenschaftlichen Erklärungsansätzen zu leisten, sollen jene Erklärungsvarianten erwähnt werden, welche aufgrund überraschender, unvorhersehbarer, eben nicht erwarteter und somit (vorerst) nicht ein- und zuordenbarer Daten bzw. Beobachtungen in einen gewählten Theorie-, Interpretations- und Erklärungsrahmen eingesetzt werden (sollten). Mit Erklärungsetikettierungen, die mit den Adjektiven wie ‚abduktiv‘, ‚emergent‘ versehen sind, wird hier argumentiert. Lediglich die (methodische) Kontingenz, die ebenfalls in diesem Kontext von Ungewissheiten zu nennen ist und Lösungen anbietet, hat sich im Rahmen systemtheoretisch-sportsoziologischer Forschungen etablieren können und wird daher nicht näher behandelt.

4.1 Erklärung im Rahmen von Abduktion

Während Induktion und Deduktion in logischen Ableitungen einschließlich der entsprechenden Erklärungsvorgänge dominieren, ist der Vorgang der Abduktion weniger bekannt, wenngleich in der Soziologie auch von einem „abductive-turn“ gesprochen wurde. Es ist Reichertz (1999: 61), der die Notwendigkeit des Erklärens beim abduktiven Schließen aus einer wissenschaftstheoretischen Perspektive hervorhebt.

Unter Abduktion werden Schlussfolgerungen einschließlich entsprechender Erklärungen verstanden, die nach (neuen) Ordnungen suchen. Sie zielen jedoch nicht auf eine beliebige Ordnung ab, sondern auf das Finden einer Ordnung, die zu den überraschenden Tatsachen passt: „Abduktion sucht angesichts überraschender Fakten nach einer sinnstiftenden Regel, nach einer möglicherweise gültigen und passenden Erklärung, welche das Überraschende an den Fakten bestätigen.“ (vgl. Reichertz 1999: 61; und insgesamt Schurz 2002) Erklärungsvorgänge innerhalb abduktiver Vermutungen fordern ein, bisherige Denk- und Interpretationsmuster zu verlassen und überraschende bzw. unerwartete Daten nicht mehr unter gewohnten Mustern zu interpretieren. Das heißt aber auch, feste Überzeugungen sollten verlassen werden, und die erhaltenen Daten sollten durch innovative Überarbeitungsaspekte interpretiert und so für neue Erklärungen geöffnet werden. Voraussetzung für eine Erklärung im Rahmen von abduktiven Prozessen ist, dass die Methodologie des empirischen Vorgehens den gängigen Standards entspricht und eine methodische Vergleichbarkeit der Daten mit früheren Studien gewährleistet ist. Dies insofern, als jede Methode bekanntlich nur spezifische Aspekte einer möglichen Wirklichkeit erfasst, und man mit unterschiedlichen methodischen Designs oder verschiedenen Methoden zu durchaus anderen Ergebnissen gelangen kann, die einander ergänzen, aber auch widersprechen können. In wissenschaftstheoretischer Diktion ist abduktives Schließen ein Vorgang, in welchem auf die beste verfügbare Erklärung geschlossen wird, und zwar aufgrund möglicher und verfügbarer Erklärungshypothesen (vgl. Schurz 2006: 53).

Erklärungen im Kontext von Abduktion bieten in sich die Möglichkeit, bei nicht passfähigen Daten bzw. unerwartet aufgetretenen Phänomenen Erklärungen zu forcieren, welche die bisherigen Erklärungswege verlassen und neue Interpretationen einleiten. Ein treffendes Beispiel für den Vorgang einer abduktiven Erklärung liefert etwa Gigerenzer (2008: 130ff.) mit seiner „Weniger-ist-Mehr-Effekt“-Erklärung: Studierende mussten zwei Kategorien von Fragen beantworten: schwierige und leichte. Man ging davon aus, dass die Antworten zu den schwierigen Fragen weniger häufig korrekt ausfallen als Antworten bei den leichten Fragen. Es trat jedoch das Gegenteil ein. Dieses Resultat einer ungewohnten neuen Ordnung zeigt, dass sich abfragbares Wissen/Unwissen aus den errechneten unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten der Rekonstruktionsheuristik ergibt (= Kombination aus Wirkung der Qualität, Wirkung der Medien und der Rekognitionsvalidität), welche jedoch nicht zu dem Schluss führen soll, dass partielle Unwissenheit immer besser ist. Verschiedene Studien zusammenfassend argumentiert Gigerenzer (2008: 134): „All das ist Ausdruck desselben Prinzips (Rekonstruktionsheuristik; d. V.), mit dessen Hilfe wir verstehen, warum Tennisamateure bessere Voraussagen treffen können als die offiziellen Weltranglisten der ATP und Wimbledon Experten.“

So meint auch Peirce – der die Abduktion in die wissenschaftliche Debatte einführte –, dass wirkliche Überraschungen nicht nur echtes Erschrecken auslösen, sondern die Suche nach neuen Erklärungen einfordern. Das heißt, Abduktion liefert also nicht nur neues Wissen, es bedarf gleichzeitig auch neuer Erklärungen, die bewährte Ordnungen (Erklärungsmuster) verlassen (vgl. Reichertz 1999: 53f.). In einer aktuellen Übersicht systematisiert Schurz die Diskussion und erarbeitet u. a. Muster für abduktive Vorgehensweisen, wie etwa die beste Erklärung herausgefiltert werden kann (Schurz 2017).

4.2 Emergenz als Erklärungsmodus

Üblicherweise wird Emergenz als das Auftauchen bzw. Erkennen neuer, unvorhersehbarer und unvorhersagbarer Eigenschaften von auftretenden Phänomenen auf einer Makroebene verstanden, wobei diese neuen Eigenschaften nicht aus den Eigenschaften der Ganzheiten abgeleitet werden können (vgl. Albert 2008: 26f., sowie ausführlich Albert 2014: 256ff.). Mit Mayntz (2014) lässt sich etwas allgemeiner und ergänzend anfügen: Es stellen sich nicht beabsichtigte oder nicht intendierte Folgen in komplexen Systemen ein (Systemebeneneffekte), die aufgrund des bisherigen relevanten Wissensstands bzw. verfügbarer Theorien überraschen. Derartige Phänomene mit emergenten Eigenschaften werden auch für die Sozial- und Kulturwissenschaften und nicht nur für naturwissenschaftliche Disziplinen angenommen, wobei diese höherstufigen Eigenschaften in den basaleren Eigenschaften nicht enthalten sind (vgl. Greve und Schnabel 2014: 7). Emergenz tritt vor allem in Verbindung mit drei Aspekten auf: Unvorhersehbarkeit, Irreduzibilität und Neuartigkeit. Die im Kontext solcher Phänomene auftretenden Eigenschaften werden für Erklärungen solcher Komplexitäten herangezogen (vgl. insgesamt Heintz 2004). Das Erklärungsprinzip durch das Konstrukt Emergenz besteht nun darin, dass emergente Eigenschaften von Phänomenen, Ereignissen etc. letztlich zu nicht erwarteten bzw. vorhersehbaren Strukturen führen. Emergenz meint also das Auftauchen neuer Eigenschaften auf der Makroebene von Ganzheiten, wobei diese nicht die Ganzheit dieser Teile besitzen.

Generell wird zwischen schwacher und starker Emergenz differenziert: Schwach emergente Eigenschaften sind mikrodeterminiert und stark emergente Eigenschaften sind irreduzibel und durch Makrodetermination gekennzeichnet (vgl. Albert 2005: 26f.).

Zu fragen ist nun einmal: Was kann als emergente Eigenschaft im Kontext sportsoziologischer Erklärungsansätze eingestuft werden, und existieren emergente Phänomene im Sozialen des Handlungsfeldes Sport? Emergente Eigenschaften sind spezifische mentale Gehalte des Bewusstseins und spielen als Mikrokomponenten sozialer Ganzheiten eine Rolle, und zwar gleichgültig in welchen Handlungsbereichen. Beispielweise erzeugen alle Gruppenballsportarten emergente Effekte, da Gruppenkreativität emergent ist, denn selbst bei unbegrenztem Wissen über die Fähigkeiten, Motive und mentalen Zustände der Individuen (Spieler) bleibt die Variabilität der Handlungen offen (vgl. dazu Sawyer 2014: 194f.). Das Unvorhersehbare kann generell als eine der emergenten Eigenschaften des Sports angesehen werden. Beispielsweise könnte auch der Versuch unternommen werden, die sogenannten Nationalsportarten über das Emergenzkonzept zu erklären, da kulturell die Mentalität oder die Historie allein hierfür nicht geltend gemacht werden sollte. Auch die Gruppenrituale von Sportmannschaften können als emergent gelten.

Zur Erklärung solcher Phänomene entwickelte Gert Albert die sogenannte „emergentische Methodologie einer dritten Soziologie“, um jene Schwierigkeiten zu vermeiden, die aus der Tatsache entstehen, dass im methodologischen Individualismus die Theoriebildung auf Mikroebene stattfindet, während die Erklärungsobjekte jedoch auf der Makroebene angesiedelt sind. Mit dem moderaten Holismus, der eine antireduktionistische Auffassung beinhaltet, liegt hier ein methodischer Integrationsansatz vor, der die unterschiedlichen methodischen Positionen verbindet und die Emergenztheorie hier eine integrative Aufgabe übernehmen kann (vgl. ausführlich dazu Albert 2014: 256ff.).

Durch die Etikettierung mit Emergenz wird eine Erklärungsleistung angestoßen, die die Ursachen und Begründungen nicht mehr am unmittelbaren Kontext selbst, sondern in den möglichen komplexen Umwelteinflüssen sucht. Neues bzw. die Entstehung von Neuem wird aus unabhängig voneinander agierenden Elementen erklärt. Anzufügen ist, dass neben den hohen Erwartungen der Emergenztheoretiker an die Erklärungsleistung dieses Konzepts auch kritische und ablehnende Sichtweisen gegen den Emergentismus vorliegen wie etwa von Gresshoff (2014: 251), der meint: „Denn durch die Annahme eines emergenten Sprungs fällt das Neue eher irgendwie vom Himmel, als dass es nachvollziehbar erklärt wird.“ Er sieht die Lösung zur Erklärung von Neuem in einem Kombinationsprozess innerhalb relevanter Entwicklungen, da die Makrokausalität nicht erhalten bleiben kann.

Eine Erklärung wird also mit der Etikettierung emergent vorerst abgeschlossen und signalisiert, dass ein Phänomen nicht durch die Eigenschaften der beteiligten Elemente oder durch das Verhalten der Systemelemente erklärt werden kann und auch nicht über den Vorgang der Reduktion erklärbar wird.

4.3 Erklärungen über Kontingenz

Nicht nur das zu Erfahrende, Erwartete oder auch nur das Gedachte erweisen sich als kontingent, sondern ebenso die Erklärungen hierfür. Dies auch deswegen, da die Äquivalenz von Ursachen in der Systemtheorie nicht existiert. Das heißt, es kann nicht nur immer auch ganz anders sein, sondern auch die Erklärungen können völlig anders ausfallen, da sowohl die Wahrnehmungsvorgänge als auch das eingesetzte Wissen bzw. die vorhandenen (individuellen wie disziplinären) Wissensstände oder die ausgewählten, als zeitnah/zeitfern und sachnah/sachfern eingestuften Ursachen unterschiedlich ausfallen können; hier tritt das Problem der „Ursachenselektion“ auf.

Angesprochen ist damit das Faktum, dass Phänomene nicht nur unter verschiedensten Aspekten betrachtet werden können und daher auch anders interpretierbar sind, sondern auch die Möglichkeit, dass man für ihr Zustandekommen und Auftreten unterschiedliche Erklärungen anbieten kann, woraus dann ebenfalls folgt, dass das relevante Wissen relativ ist. Es wird letztlich nicht die Warum-Frage favorisiert, sondern es erfolgt eine Umstellung von der Was-Frage auf die Wie-Frage, um zu Klärungen eines Sachverhalts zu gelangen (vgl. Clam 2004: 9).

Hilfreich für das weitgehend andere Verständnis von funktionaler Erklärung ist auch der Hinweis von Nassehi und Saake (2002: 80f.), die argumentieren, dass man in den Forschungsbemühungen die „Kontingenz sichtbar machen“ sollte: „Letztlich hat es (sozialwissenschaftliche) Forschung mit der Frage zu tun, wie Kontingenzräume erzeugt werden, wie Unwahrscheinlichkeiten trotzdem zu Strukturen führen, wie Selektionsspielräume, Freiheitsgrade und selektive Einschränkungen gewissermaßen gleichzeitig erzeugen“; eine „methodische Kontrolle“ wird ebenso wie „sklavische Reproduktion irgendwelcher Regeln“ in Frage gestellt, was erhebliche Folgen für die logische Formierung der Forschung hat, sie dekonstruieren die klassische Aristotelische Logik (ebenda: 81).

Da (Er-)Klärungen mittels Kontingenz in der Sportsoziologie umfassend in den systemtheoretischen Ansätzen thematisiert werden (vgl. etwa die Studien von Bette 1989, 1992, 1999, 2011; Borggrefe und Cachay 2013; Körner 2012, 2017), sollen sie hier nicht weiter besprochen werden. [8]

5 Analyse von Erklärungsansätzen in empirischen sportsoziologischen Studien

Wenden wir uns nun der Frage zu, welche der oben skizzierten Erklärungsmodelle und Ansätze sich in sportsoziologischen Studien wiederfinden bzw. wie insgesamt Erklärungen in ausgewählten Forschungsbeiträgen methodisch vollzogen werden. Es erfolgt hier weder eine quantitative noch qualitative Inhaltsanalyse von Beiträgen aus der vorliegenden Zeitschrift, da dies für die Zielsetzung der Analyse wenig Relevanz besitzt, geht es hier doch um das grundsätzliche Anliegen, wie innerhalb des Interpretationsprozesses Erklärungsmodelle eingesetzt werden. Die Auswahl von fünf empirisch ausgerichteten Beiträgen der Zeitschrift „Sport und Gesellschaft“ erfolgte aufgrund der formulierten Beitragstitel, die ein Erklärungspotential signalisieren und entsprechende Erklärungsleistungen erwarten lassen.

(1) „Erklärungsgehalt ökonomischer Eigennutz- und Rationalitätsannahmen und ihre Grenzen in der Sportökonomik“ (Drewes 2006)

Dieser Beitrag greift den „ökonomischen Imperialismus im Sport“ auf und setzt sich das Ziel, das Erklärungspotential von zwei ökonomischen Theorieansätzen – dem Modell des Homo Oeconomicus mit seinem dominanten Nutzenkalkül sowie dem Institutionenmodell der Ökonomie – auf ihre Erklärungsleistungen hin zu analysieren. Der Autor gelangt zu dem Fazit, dass es zwei Aspekte sind, die die Erklärungsleistungen dieser theoretischen Ansätze begrenzen: Einmal ist das Handeln im Sport nicht nur oder gar ausschließlich durch rationale persönliche Nutzensteigerung und Nutzenmaximierung gesteuert, womit der nur rational handelnde Mensch im Sport nicht immer erkennbar ist, und zum anderen werden Handlungen im Sport durch Motivationen extrinsisch wie intrinsisch gesteuert. Wobei dann gerade im Sport Handlungen durch Emotionen und die damit verbundenen Motive wie Angst, Furcht, Freude etc. mitbestimmt werden.

Begründet wird dies dadurch, dass es bei der Anwendung der genannten ökonomischen Modelle durch die Vernachlässigung von Emotionen zu Grenzen des Erklärungswerts kommt, wenngleich vom Autor selbst darauf verwiesen wird, dass „in der Institutionenökonomie, die teilweise als Erweiterung, teilweise als fundamentale Kritik der neoklassischen Theorie zu verstehen ist, die vereinfachte Annahme der vollkommen Rationalität ökonomischer Akteure zugunsten der Annahme begrenzter Rationalität weitestgehend aufgehoben“ ist (Drews 2006: 315f.). Er stellt jedoch in seinen weiteren Ausführungen fest, dass diese insgesamt in der Sportökonomik noch wenig Berücksichtigung gefunden habe und gerade auch die Motive und Emotionen wie etwa „positive Gefühle während sportlicher Tätigkeit“ noch wenig Eingang in die Erklärungsleistungen gefunden haben. Diese durchaus berechtigte Forderung, neben den rationalen Anteilen ökonomischen Handelns (gleichwertig) auch emotionale Anteile und intrinsische wie extrinsische Motive, die die Handlungen und Entscheidungen erklären, einzubinden, stößt nur insofern ins Leere, da dies keineswegs ein neues Ansinnen ist. Beide eingeforderten zusätzlichen Erklärungsfaktoren (Motivation wie Emotionen) sind in den soziologischen Handlungstheorien in ihrer Relevanz umfassend und bereits seit langem abgehandelt worden. Sowohl die Begrenztheit ökonomischer Rationalität als auch die Einschränkungen durch nutzenmaximierende Motivation für Handlungen können auf intensive Auseinandersetzungen im Bereich der soziologischen Handlungstheorien verweisen. Ein nur knapper Blick in die umfassende Grundlagenliteratur liefert entsprechende Hinweise. Das Spektrum von Argumenten für eine Erweiterung des rationalen (ökonomischen) Handelns ist lang. Bereits Weber (1921), aber auch Elster (1996, 1998) verweisen auf die Differenz zwischen rationaler und irrationaler Handlung und plädieren für eine Begriffserweiterung des rationalen Handelns, und zwar mit der Begründung, dass die Ursachen für Handlungsorientierungen auch in der Internalisierung von Normen sowie von der Situationswahrnehmung und den emotionalen Befindlichkeiten der Akteure mitgestaltet werden. Ebenso sind hier Etzoni und Parsons anzuführen (vgl. dazu ausführlich dazu Mayntz 1999, 2005: 72, 209 zur Kritik der Rationalitätsperspektive, wobei sie diese keineswegs für völlig unbrauchbar erklärt). Unerwähnt bleibt auch Esser (1999, 2006), [9] der sich immer wieder in seiner Handlungstheorie und dem Informationsökonomischen Ansatz mit der Begrenztheit der Rationalität auseinandersetzt und gegen das „Göttlichkeitsmodell der reinen Nutzentheorie“ moniert.

Wesentlich für eine Erweiterung des begrenzten Erklärungsgehalts traditioneller ökonomischer Erklärungsansätze wäre auch ein Exkurs in die heute gängige „nutzenbasierte Entscheidungsmethodologie“ gewesen, die auch Ergebnisse der Hirnforschung miteinbezieht und verschiedene Modelle für die ökonomischen Entscheidungstheorien anbietet wie das „Pawlowsche System“, das „Gewohnheitsbasierte System“ und das „Zielorientierte System“ (vgl. zusammenfassend Plassmann 2009: 165-193, der durchaus auch auf ältere Literatur vor 2005 verweist). Eine gravierende inhaltliche Wendung im Erklärungsgehalt würde der Beitrag erhalten haben, wenn die Argumentation von Schnabel (2006) einbezogen worden wäre, die grundsätzlich die Differenz von Rationalität und Emotionalität infrage stellt.

Greifen wir abschließend nochmals auf die Formulierung von Esser zurück, was denn Erklärung bedeutet: „Erklärungen ordnen zuvor unbekannte Sachverhalte in ein im Prinzip bereits bekanntes Wissen ein.“ So tendiert der Erklärungswert dieses Beitrags gegen Null, der Informationswert ist gegeben, wenngleich der geforderte Einbezug von Emotionen in die späten 1970er-Jahre zurückreicht und die Sportökonomie wohl erst stark zeitverzögert erreicht hat.

Das heißt insgesamt: Der Beitrag birgt wenig innovatives Erklärungspotential in sich, da er letztlich hinlänglich Bekanntes und auch breit Diskutiertes – nämlich die Beteiligung von Emotionen in rationalen Entscheidungen – stark zeitverzögert in die Sportökonomie einbringt.

(2) „Alterung und Sportartikelnachfrage“ (Breuer und Schlesinger 2006)

Bei diesem Beitrag handelt sich um eine Reanalyse umfassender (empirischer) marktbezogener Erhebungen (Universalpanel-Non Food), die vergleichend mit internationalen Daten dargestellt werden.

Die umfassenden Auswertungen sind deskriptiv ausgerichtet, wobei an diese Beschreibungen auch eine varianzanalytische Betrachtung anschließt. Insgesamt geht es um die periodischen Veränderungen der Sportartikelnachfrage in Abhängigkeit von Alter, Geschlecht, Einkommen und Bildung. Eine Erklärung, warum der Sportartikelkauf relativ konstant bleibt, die Sportaktivität jedoch mit dem Alter abnimmt, konnte aufgrund der verwendeten Daten nicht gegeben werden, da die Datenlage nur eine reine Beschreibung zulässt. Irritierend wirkt jedoch in diesem Zusammenhang der im Resümee zu findende Satz: „Ungeklärt ist dagegen nach wie vor, in welchem Maße die Sportaktivität der (potenziellen) Nachfrager und damit die zeitlichen und körperlichen Restriktionen die Sportartikelnachfrage beeinflussen“ (Breuer und Schlesinger 2006: 184). Diese Formulierung erweckt (für uns) den Eindruck, dass die in vorangegangenen Abschnitten genannten anderen Variablen (Geschlecht, Einkommen und Bildungsgrad) den Sportartikelkauf erklären. Letztlich handelt es sich jedoch lediglich um den deskriptiven Nachweis eines signifikanten Einflusses dieser Variablen auf den Sportartikelkauf (Mittelwertunterschiede über Varianzanalyse), aber nicht um eine Erklärung, warum das so ist, wie es ist.

Wohl im Bewusstsein dieses Faktums werden dann auch in der Deskription immer wieder Erklärungsvarianten von Studien anderer Autoren angeführt wie beispielsweise: „In Anlehnung an Diller (2000, S. 122 f.) könnte ein Erklärungsansatz darin bestehen, dass Ältere aufgrund ihrer Sozialisation in der Nachkriegszeit besonders großen Wert auf Langlebigkeit und Risikominimierung beim Kauf von Produkten legen.“ (Breuer und Schlesinger 2006: 187f.) Ähnlich fallen auch weitere Verweise auf die allgemeine Marketingliteratur aus, die hier passfähig Erklärungsangebote liefern. Verbunden mit diesen Erklärungsvarianten würden sich jedoch eher sportspezifische Varianten der Erklärungsleistung anbieten wie etwa Ausstrahlung von Jugendlichkeit, sportive modische Eitelkeiten etc. Insgesamt handelt es sich in diesem Beitrag um Analogien und auf Plausibilitätsannahmen basierende Erklärungen, die Antworten auf die zentralen Fragestellungen letztlich offenlassen.

(3) „Sozialstatus, Sportpartizipation und sportmotorische Leistungsfähigkeit“ (Klein et al. 2011)

Diese empirische Studie geht einer klassischen sportsoziologischen Frage nach, nämlich dem Zusammenhang von sozialer Ungleichheit und quantitativem Ausmaß von Sportaktivitäten einschließlich den sportmotorischen Leistungsfähigkeiten, wobei es sich hier um eine Schülerstichprobe handelt und die soziale Zuordnung der Befragten aufgrund der Sozialdaten der Eltern (Elternfragebogen) erfolgt. Die Ergebnisse zeigen eine umgekehrte u-förmige Beziehung, in der Schüler mit mittlerem Sozialstatus überrepräsentiert sind, während Angehörige mit hohem Sozialstatus und vor allem Jugendliche mit niedrigem Sozialstatus signifikant weniger aktiven Sport betreiben.

Die Erhebung ist vorwiegend deskriptiv angelegt. So weisen von den insgesamt 12 getesteten Hypothesen 10 deskriptiven Charakter auf und lediglich zwei Hypothesen streben eine Erklärungsleistung an, wobei diese sportsoziologisch eher bescheiden ausfällt, wenn etwa geprüft wird, inwieweit „motorische Leistungen von Einflussfaktoren Sozialstatus und Sportaktivität abhängen“ (Klein et al. 2011: 64), da einmal das motorische Niveau durch den Grad der Sportaktivität erklärt werden soll und hierfür eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass beide Variablen (automatisch) miteinander auftreten, bestehen dürfte (Problem der Gemeinsamkeitskorrelation). Zum anderen steht trivialerweise hinter der Variablen Sozialstatus eine Vielzahl nicht erfasster möglicher Einflussfaktoren und nicht nur die klassischen Dimensionen Einkommen, Bildung, Beruf. Zur Prüfung der formulierten multiplen Zusammenhangaussagen wurde von den Autoren ein Regressionsmodell (= binär-logische Regression) eingesetzt, wobei mit einem Gesamtmotorik-Index gerechnet wurde. Beide Variablen (Motorik-Index und Sozialstatus) wirken signifikant auf den Gesamtmotorik-Index, wobei auf den separat ausgewiesenen Koordinationsindex kein Effekt erkennbar ist. Die erklärte Varianz fällt mit 4% jedoch eher bescheiden aus. Auch das Dilemma der kausalen Wirkrichtung, das zwar angesprochen wird, wurde keiner Lösung zugeführt. Hier hätte ein „Cross-Lagged-Design“ oder die „Lag Sequential Analysis“ zur Abklärung der kausalen Erklärung beitragen können (vgl. u. a. Bortz 1995: 485f.).

Das heißt zusammenfassend: Die Interpretation bleibt auf die Beschreibung der Daten zentriert, und die im Vorfeld umfassend aufgelisteten Einflussvariablen auf das sportmotorische Niveau und die Sportaktivität gehen nicht in Erklärungsansätze bzw. in das Untersuchungsdesign mit ein, sodass die geleistete theoretische Vorarbeit innerhalb der Studie letztlich bedeutungslos bleibt und eben 96% unerklärte Varianz vorliegen.

(4) „Das sportmediale System: Zusammenhänge zwischen Mediennutzung und Sportaktivität“ (Hagenah 2008)

Angestrebtes Ziel dieses empirischen Beitrags ist es, die rein deskriptive Ebene der medialen Sportkonsumnutzung zu verlassen und eine Kausalkette, die vom medialen Konsum (mediale TV-Sportrezeption) zur eigenen Sportaktivität führen kann, zu entwickeln und statistisch zu prüfen. Der gewählte breite theoretische Rahmen – insbesondere das „magische Viereck“ sowie der dynamisch-transaktionale Ansatz –, der zur Prüfung des Kausalmodells eingesetzt wurde, soll hier nicht thematisiert werden, da der Autor einleitend darauf verweist, dass viele Verschmelzungstendenzen – was immer damit gemeint sein mag – in diesem Systemmodell vorerst noch ausgeklammert bleiben. Wir wenden uns daher der Frage zu, welche Auffassung von Kausalität hier zur Erklärung verwendet wird. Um nun diese Zusammenhänge/Abhängigkeiten sowie deren Ursachen und Gründe für die „kausale Kette“ zu identifizieren und so den gewählten Theorieansatz empirisch prüfen zu können, dürfte wohl die im Alltagsverständnis verankerte Auffassung von kausal zur Anwendung gelangt sein. Das heißt, es wird ein Ursache-Wirkungsverhältnis angenommen, in welchem es zur Verknüpfung von zwei Ereignissen (Zuständen) kommt. Konkretes wird jedoch vom Autor dazu nicht bekannt gegeben. [10]

Die zur Prüfung der Kausalkette eingesetzten statistischen Verfahren liefern entsprechende Korrelations- bzw. Regression-Koeffizienten, die als Ausdruck für die Stärke und den Einfluss des Zusammenhangs interpretiert werden. Diese korrelationsstatistischen Verfahren reichen jedoch nicht zur Erklärung aus, wenn es um die inhaltliche Begründung von kausalen Hypothesen geht (vgl. z. B. Bortz und Döring 1995: 360). Bekanntlich gilt: „Korrelationen geben nur Auskunft über die Richtung und Enge des Zusammenhangs, nicht jedoch über seine Ursachen. Mit signifikanten Korrelationen können Kausalmodelle nicht bestätigt werden, da sich für gefundene Zusammenhänge unendlich viele denkbare Kausalmodelle konstruieren lassen.“ (Bortz und Döring 1995: 484) Ergänzend ist aus rein methodischer Sicht noch anzufügen, dass für kausale Annahmen neben dem notwendigen statistischen Zusammenhang auch noch weitere Bedingungen gelten: So muss zwischen x und y eine zeitliche Reihenfolge existieren, d. h. die Ursache muss der Wirkung vorangehen, in der Relation von x und y sollten Störfaktoren ausgeschaltet werden, und schließlich sollten keine systematischen Messfehler auftreten [11] (vgl. dazu u. a. Hummel und Ziegler 1973; Schnell et al. 1993: 47).

Betrachten wir unter diesen methodischen Voraussetzungen das entwickelte und gerechnete Kausalmodell, so zeigen sich insofern Defizite, als gerade die zeitliche Reihenfolge von Ursache und Wirkung obsolet ist (fördert medialer TV-Sportkonsum die eigene Sportaktivität oder umgekehrt?), zudem ist auch eine Vielzahl von Einflussgrößen denkbar, die in diesem Kausalmodell nicht aufgenommen sind: Familie, Peergruppe, Schule, Vereine, kommerzielle Sportanbieter, Gesundheitseinrichtungen etc. sind dabei nur einige der möglichen Einflussbereiche, die die Korrelation beeinflussen könnten. Insgesamt liefert das entwickelte Kausalmodell in seinem ersten Einsatz noch wenig Erklärungskraft zum Zusammenhang von eigener Sportaktivität und medialem TV-Sportkonsum. [12]

(5) „Bewegungsmangel als soziales Problem“ (Klein et al. 2016)

Diese Studie, die wir methodologisch als eine ‚erklärende Beschreibung‘ einstufen wollen, erfasst den methodologischen Weg, wie Bewegungsmangel zum sozialen Problemfall wird und wer mögliche Profiteure davon sind, dass diese Konstellation so ist, wie sie in der Öffentlichkeit immer wieder dargestellt wird. Zur Erklärung dieses Prozesses wird die sogenannte „relativistische Theorie“ herangezogen, die aus der Problemsoziologie – einer eher marginalen speziellen Soziologie – stammt. Das Theorieverständnis einschließlich des Erklärungspotentials dieses Ansatzes ist daher abzuklären. Die Theorie erweist sich keineswegs als elaboriert –––– und empirisch geprüft, vielmehr handelt es sich zumindest zum damaligen Zeitpunkt um die Integration zweier unterschiedlicher Programme aus konkurrierenden problemsoziologischen Schulen, und zwar einer objektivistischen und einer konstruktionistischen Schule, aus der dann die „relativistische Theorie“ entwickelt wurde. Ein erstes detailreich methodisch ausgerichtetes Analyseprogramm wurde vorgestellt (vgl. Schetsche 2001: 37ff.). Inwieweit ein derartiger konzeptueller Entwurf bereits ein Erklärungspotential besitzt, wäre also erst zu prüfen, meint doch auch Schetsche (2001) vorsichtig und mehrfach im Konjunktiv, dass, sollten seine Thesen und Annahmen richtig sein, die Annahmen der Problemtheorie reformuliert und umgeschrieben werden müssten.

Ausgangspunkt für das fünfstufige und sehr detaillierte Analyseprogramm der relativistischen Problemtheorie sind die Problemdefinition – hier das Explanandum Bewegungsmangel bzw. die körperliche Inaktivität – und die damit verbundenen (kausalen) negativen gesundheitlichen Folgen, im Sinne von beobachtbaren relevanten Defizitannahmen. Das Explanandum ist aus objektivistischer Sicht jedoch empirisch schwer nachweisbar. Dies insofern, als in den zahlreichen, detailreich dargestellten Studien mit ihren unterschiedlichen Fragestellungen und Stichproben unterschiedliche Operationalisierungen der beteiligten Variablen erkennbar sind. Zudem dürften zahlreiche weitere Faktoren innerhalb der angenommenen kausalen Verknüpfungen von Explanans und Explanandum wirken wie etwa Lebensstil, Ernährungsgewohnheiten, genetische Ausstattung etc., die in den Studien ebenfalls völlig unterschiedlich bis gar nicht berücksichtigt werden. Eine methodische Vergleichbarkeit der Studien liegt also selten vor, sodass auch die meta-analytischen Bemühungen hier keine verbindlichen Hinweise zur Klärung der Frage liefern konnten, ob etwa das Ausmaß körperlicher Aktivität oder der Fitnesszustand eine höhere Erklärungskraft für den Gesundheitszustand liefern und wie sich dies in der Folge auf die Zivilisationskrankheiten auswirken könnte. Das heißt, die Ausgangslage für alle weiteren komparativen Argumente ist offen und lässt einen breiten Interpretationsspielraum zu, da terminologische Unklarheiten, was denn nun den Bewegungsmangel kennzeichne, vorliegen. Diese an sich offene Faktenlage, die bei komplexen Fragestellungen häufig auftritt, führt die Autoren zu der Feststellung:

„Interessant ist auch, dass zuweilen ein Explanandum nicht in der Form wie behauptet existiert, aber als existent angenommen wird und Programme zu seiner Beseitigung aufgelegt werden.“ (Klein et al. 2016: 62)

Wohl aufgrund dieser Erkenntnisse wählen die Autoren dann die „relativistische Theorie“ zur Klärung des problembehafteten Phänomens. Die Vorzüge dieses neuen Theorieansatzes sollen darin besten, dass „in das Zentrum der Analyse die für den Erfolg von Problemwahrnehmung entscheidenden symbolischen Strukturen und Prozesse rücken“ (Schetsche 2001: 37) und nicht mehr die empirische Faktenlage. Die vorgenommene sekundäranalytische Darstellung des Problemfeldes Bewegungsmangel führt nach Prüfung von vier der insgesamt fünf Bestimmungsgründen zu folgenden Resultaten: „Insgesamt genügen die gekennzeichneten Entwicklungen noch nicht, um das Phänomen (Bewegungsmangel; d. V.) im Sinne der relativistischen Theorie zu kennzeichnen“ (Klein et al. 2016: 53), und weiter findet sich: „Im Sinne der fünften Bestimmung Schetsches (2001: 39) kann somit die Art des Problems (anerkannt, umstritten, virtuell) nicht eindeutig festgelegt werden.“ (Klein et al. 2016: 55) Um nun den Erklärungsgehalt der Analyse weiter zu erhöhen, wurden weitere Einflussbereiche in den Ansatz mit einbezogen. Eine umfassende Medienanalyse (Recherche über das Portal LexisNexis von Zeitungsbeiträgen über die letzten 20 Jahre) sowie eine Analyse der beteiligten Akteure und Profiteure (Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und ihr Erfolg bei Drittmittelbeschaffung sowie Gesundheitsvermittler-Dienstleister) zeigen, dass so das Erklärungspotential des gewählten Ansatzes gesteigert werden konnte.

Über alles gesehen setzt sich der Beitrag zwar intensiv mit Erklärungsmöglichkeiten für das Explanandum auseinander und versucht zu klären, warum der Bewegungsmangel zu einem sozialen Problemfeld wird und warum objektivistische Erklärungsansätze bei komplexen Themen derzeit wenig Lösungserfolg haben dürften. Die vorgebrachten Argumente haben jedoch eher Plausibilitätscharakter, da die Anbindung an das „Kokonmodell“ von Schetsche als relativistischer Theoriehintergrund ebenfalls noch auf Plausibilität und Analogieannahmen aufgebaut ist und derzeit kaum über empirische Nachweise verfügt.

Die Analyse der fünf ausgewählten Beiträge hat gezeigt, dass die differenzierten Erklärungsmodelle und -ansätze der Soziologie bislang in der sportsoziologisch empirischen Forschung kaum erkennbare Spuren hinterlassen haben. Für die ebenfalls skizzierten Erklärungsansätze Abduktion und Emergenz konnten ebenfalls keine sportsoziologischen Beispiele ausgemacht werden.

6 Zur Umsetzung von Erklärungen

Nun zählen gerade methodisch fundierte und gelungene Erklärungen – neben weiteren methodologischen Aspekten – zu den entscheidenden Grundlagen für eine sportsoziologische Theorieentwicklung und Theorieprüfung. Gehaltvolle empirische Theorien fordern logisch korrekte Erklärungsleistungen ein, welche auf die spezifischen situativen und gesellschaftlichen Bedingungen, unter denen sich das Subsystem Sport entwickelt und ereignet, Bezug nehmen. Die oben skizzierten Erklärungsmodelle und Erklärungsansätze können hierfür als einige der Bausteine gelten, um diese Forderung zu erfüllen und so Makrophänomene im Bereich des Sports mit Rückgriff auf die Mikroebene zu erklären. Nun existieren zahlreiche Ansätze und Konzepte, um Theorien einer Prüfung zuführen (vgl. Opp 1995: 184-209; Schurz 2006: 199ff.).

Innerhalb sportsoziologischer Forschungen ist eher ein erkennbarer Rückzug auf eine oftmals nur beschreibende und verstehende Methodologie feststellbar, der sich eher nur als eine sicher notwendige Grundlage für eine solche Theoriefundierung erweist. Dies u. a. auch deswegen, als sich die Beschreibungen oftmals auf Beobachtungs- und Wahrnehmungsvorgänge zentrieren, die methodologisch ihrerseits vielschichtig und mehrdeutig ausfallen können und daher differenziert zu sehen sind. Insgesamt ist in Hinblick auf die Theorieentwicklung festzuhalten, dass einerseits die wissenschaftlichen Beobachtungsdaten zwar theorieabhängig ausfallen, da Selektionsprozesse, Erwartungshaltungen, Ideologien etc. hier steuernd eingreifen, andererseits unsere (visuellen) Wahrnehmungsprozesse und ihre Resultate sich jedoch in geradezu hartnäckiger Weise unabhängig von unserem erworbenen Hintergrundwissen erweisen (so Schurz 2006: 58ff.).

In diesem Spannungsfeld von überzeugungsgesteuerten Erkenntnisdaten und der Möglichkeit unabhängiger Wahrnehmung bewegt sich die Theorieentwicklung in den gezeigten sportsoziologischen Studien. Erklärungsstarke Untersuchungs- und Analysedesigns könnten einen methodologischen Beitrag zur weiteren Theoriefundierung liefern. So meint auch Schmid (2005: 141):

„Die Soziologie auf Beschreibungen zu beschränken bzw. Erklärungen durch die Verstehensmethodik zu substituieren, geht an den Möglichkeiten und Erfordernissen einer erklärungstauglichen sozialwissenschaftlichen Theoriebildung gleichermaßen vorbei.“

Insgesamt meinen wir einen Mangel an Erklärungswissen im Bereich sportsoziologischer Forschungsbemühungen ausmachen zu können, ein Faktum, mit welchem die Sportsoziologie nicht alleine ist, da die Soziologie selbst eine „peinliche Lücke bei Erklärungen für Strukturdynamiken und insbesondere jener Sachverhalte, die sich der Aggregation individueller Handlungen und ihrer Folgen widmet“, aufweist (Schimank 1999: 417).

Die verschieden ausfallenden Erklärungsleistungen innerhalb der fünf ausgewählten Studien lassen sich nun problemlos in das Makro-Mikro-Makro-Modell der Erklärung überführen und könnten so zu einer weiteren Theorieprüfung beitragen. Es zeigen sich zwei grundlegende Fragerichtungen, die in diesen Studien angestrebt werden: Einmal wird versucht, Sport als Aktivität zu erklären, zum anderen sollen Effekte, die vom Sport ausgehen, erklärt werden; oder anders: einmal interessieren mögliche Ursachen (Bedingungen) für Sportaktivitäten, zum anderen interessieren die Folgen (Effekte) des Sporttreibens.

Am Beispiel des besprochenen Beitrags „Das sportmediale System: Zusammenhänge zwischen Mediennutzung und Sportaktivität“ soll das M-M-M-Erklärungsmodells erläutert werden. Die Grafik – die sogenannte „Colemansche Badewanne“ – liefert dazu einen ersten Überblick, wobei wir uns hier an der Version, die durch Esser (1993: 83-140) weiterentwickelt wurde, orientieren.

Abbildung 1 Erklärungsmodell in Anlehnung an Esser (1993)
Abbildung 1

Erklärungsmodell in Anlehnung an Esser (1993)

6.1 Logik der Situation

Die Logik der Situation verknüpft die Erwartungen und Bewertungen der Personen mit den subjektiven Handlungsmöglichkeiten unter den vorliegenden Bedingungen; d. h. ein subjektives Modell der wahrgenommenen Situation wird entworfen. Dieser Situationsentwurf wird über Beschreibungen sowie über die sogenannten Brückenhypothesen erfasst (abgefragt). Ausgangspunkt im vorliegenden Fall ist der sportbezogene TV-Medienkonsum, der bei den Rezipienten spezifische Erwartungen über Sport und Sportaktivitäten auslöst und diese in Relation zur bestehenden Sportaffinität der Zuseher setzt. Dies kann (meist) positive Anreize für das eigene Körperbewusstsein (Körperidentität) sowie ein Bedürfnis nach Bewegungsaktivitäten auslösen, muss dies aber auch nicht. Die Modellierungen der Situation sollte einerseits – so Essers Empfehlung (1993: 134, 140) – möglichst einfach, jedoch so realistisch wie nötig ausfallen. Anderseits besteht die Möglichkeit starker Differenzierung durch horizontale und vertikale Erweiterungen des Erklärungsmodells zur Analyse von ablaufenden sozialen Prozessen. Dies deswegen, da Personen nicht isoliert handeln, sondern im Interaktionssystem mit Familie oder anderen (anwesenden) sporttreibenden oder sportabstinenten Personen etc. stehen und deren Kommentare zu und über den TV-Sportkonsum Einfluss ausüben können (vgl. zu den „Mehr-Ebenen-Erklärungen“ Esser 1993: 102ff.). Im Detail würde dies bedeuten: Was wird aus der Fülle von angebotenen Sportsendungen gesehen? Wie wird es subjektiv wahrgenommen und verarbeitet? Werden die gesetzten Erwartungen für die eigenen sportlichen Aktivitäten erfüllt? Welche Effekte gehen von weiteren anwesenden Zusehen aus? etc.

6.2 Logik der Selektion

Die Logik der Selektion stellt den (nomologischen) Kern der soziologischen Erklärung dar, geht es hier doch um die Erklärung der ausgewählten Handlung. In diesem Fall wurde die dynamisch-transaktionale Theorie (Modell) eingesetzt (vgl. dazu Früh 1991), die von Hagenah umfassend besprochen wurde, sodass sie hier nicht weiter thematisiert werden muss. Es erfolgt die Selektion einer bestimmten Handlung, hier die Auswahl von TV-Sportsendungen mit den daraus resultierenden möglichen Wirkungen. Im Detail würde das wiederum bedeuten: Was das Individuum von den Inhalten aufgrund seiner individuellen Eigenschaften (z. B. motorisches Profil, Körper- und Gesundheitseinstellungen etc.) herausfiltert, welche Bezüge zu eigenen Sportaktivitäten herausgestellt werden, bieten sich auch realistische Möglichkeiten der Umsetzung von (vermehrten) Sportaktivitäten etc. an. Es geht also um die Verknüpfung der relevanten Eigenschaften der Akteure mit der Selektion von Handlungsalternativen.

6.3 Logik der Aggregation

Die Logik der Aggregation, die als der schwierigste Schritt gilt, behandelt die Zusammenfassung der Wirkungen des Handelns mit dem erwarteten kollektiven Effekt. [13] Dies erfolgt über Transformationsregeln und Modelle, welche statistischmathematisch, institutionell oder durch partielle Definitionen vollzogen werden können und die empirischen Bedingungen der Transformation festlegen (vgl. Esser 1993: 121).

In der vorliegenden Studie sollte das kollektive Explanandum – also das vermehrte Sporttreiben – über einen Index aus drei Dimensionen (Häufigkeit, Dauer, Intensität) umfrageadäquat erfassbar sein, um so das kollektive Ereignis (relativ) exakt und aussagekräftig zu bestimmen. Letztlich geht es auch um die statistisch korrekte Erfassbarkeit sowohl des Sportaktivitätsprofils als auch des TV-Sportkonsumprofil, d. h. um die subjektiven Bedeutungen und deren Messbarmachung. Mit der typisierenden Beschreibung der Situation, der Erläuterung der Handlungs-Selektion durch die eingesetzte Theorie und der Aggregation der individuellen Handlungen über entsprechende Transformationen könnte die gestellte Frage nach den Zusammenhängen von sportbezogener TV-Mediennutzung und eigener (vermehrter) Sportaktivität im Sinne einer Makro-Mikro-Makro-Erklärung zugeführt werden.

Derart strukturierte Erklärungsansätze ließen sich auch für jedes der anderen oben besprochenen Beispiele entwerfen, wobei über die Ausdifferenzierung auf einer Messebene das Untersuchungsdesign weiter spezifiziert werden kann.

7 Resümee

In empirisch ausgerichteten sportsoziologischen Forschungsvorhaben dominieren unserer Einschätzung nach beschreibende Ansätze sowie nachrangig, wenngleich deutlich akzentuiert, analytisch-funktionale Erklärungsansätze mit einer engen Anbindung an die Systemtheorie, welche hier jedoch aus den angeführten methodologischen Unterschieden, die eine vergleichende Einordnung nicht zulassen, nicht näher besprochen wurden. Mit der Deskription sozialer Phänomene und Vorgänge im Sport einerseits sowie deren Beobachtungen und Wahrnehmungen andererseits dürfte man so eine ausreichende Basis für die sportsoziologische Theorieentwicklung gefunden haben. Dahinter steht wohl die Erwartung (Einstellung), dass umfassende Beschreibungen, gerade wenn sie die notwendigen konkreten Raum-, Zeit- und Situationsparameter beinhalten, ein umfassendes Bild möglicher Sportwirklichkeiten liefern. Nicht zuletzt bauen alle weiteren erkenntnistheoretischen Schritte wie Verstehen, Vergleichen, Erklären und Prognostizieren auf einer exakten Deskription auf. Zudem liegen bei guten Beschreibungen die Erklärungen ohnedies auf der Hand, da ja das sogenannte „erklärende Beschreiben“ möglich ist.

Ergänzend zu dieser Sichtweise wurde im vorliegenden Beitrag die Notwendigkeit einer „erklärenden Sportsoziologie“ favorisiert. Die skizzierende Darstellung gängiger Erklärungsmodelle und -ansätze der Soziologie, welche in den sportsoziologischen Forschungsprogrammen wenig Eingang gefunden haben, standen im Zentrum des Artikels, wobei das M-M-M-Modell heute die „erklärende Soziologie“ dominiert und die erklärende Mikrofundierung von Makrophänomenen ermöglicht. Die Grundstruktur dieses Modells mit den „drei Logiken“ der Erklärung, die methodisch weiter ausdifferenziert wurde und die auf dem methodologischen Individualismus aufbaut, sucht die erklärenden, gesetzesartigen Annahmen auf Mikroebene. Der methodologische Kollektivismus/Holismus sucht diese hingegen auf der Makroebene. Die beiden entwickelten moderaten Varianten bieten hier neue Erklärungszugänge an. Ergänzt wurden die Erklärungen durch skizzierend vorgetragene Ansätze zur Abduktion, Emergenz und marginal zur Kontingenz, da hier bereits umfassende Thematisierungen in der systemtheoretischen Sportsoziologie vorliegen.

Die künftige Entwicklung könnte in einer verstärkten Anwendung und engeren Verknüpfung der einzelnen Erklärungsschemata liegen, wobei die auf sozialen Mechanismen basierten Ansätze erfolgversprechend sein könnten, da hier Elemente aus den verschiedenen Modellen integriert wurden. Grundsätzlich sollten sportsoziologisch ausgerichtete Forschungsvorhaben sich immer wieder an Max Webers Bestimmung der Soziologie als jener Wissenschaft erinnern, „[...] welche soziales Handeln deutend verstehen und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will“ (Weber 1980: 1), oder aktuell an die „Analytische Soziologie“ Hedströms (vgl. Kron und Grund 2010), die Erklärungen in das Zentrum ihres Analyseprogramms setzt.

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Published Online: 2020-03-19
Published in Print: 2020-03-19

© 2020 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

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Downloaded on 25.5.2024 from https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/sug-2020-0002/html
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