Summary
The author stresses the fact-transcendent import of knowledge. A non-ontological theory of possibility is given as well as an extensional explication of fact-transcendent and contrary-to-fact conditionals by defining the fact-transcending conditional as an extensional conditional within a field of possibilities over a domain of states of affairs. The theory of fact-transcendent conditionals is used to establish an explication of nomological and quasinomological sentences. Some methodological consequences of this conception are discussed.
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Literaturverzeichnis
Vgl. Weinberger, O., Kontrafaktualität und Faktentranszendenz, in: Ratio, Bd. 16/1, 1974, S. 13–28.
Man nennt diese Verallgemeinerung manchmal „Abstraktion“; doch ist diese Bezeichnung nicht adäquat. Es geht eigentlich nicht um ein Absehen von Eigenschaften, sondern um das Festsetzen der Strukturen und um die Einführung von Variationsstellen in ihnen. Diese Verallgemeinerung führt nicht zum Auslassen von Eigenschaften, sondern zu deren Variabilisierung. Wird z. B. der Allgemeinbegriff „Hund“ gebildet, ist dies nicht der Begriff eines Wesens, das weder weiß, noch grau, noch braun,...ist, sondern im Begriff des Hundes liegt sehr wohl die Eigenschaft „eine Farbe haben“, doch wird die Farbe variierbar mit einer gewissen Variationsbreite (in der z.B. — soweit ich weiß — orange nicht auftritt). Vgl. hierzu Klaus, G., Kybernetik in philosophischer Sicht, Berlin 1963: „Die Tätigkeit der Abstraktion besteht nicht im Weglassen von Merkmalen, sondern im Variabelmachen von Merkmalen, im Aufstellen von Invarianzen“. (S. 168).
Diese Begriffsbestimmung des logisch Möglichen ist verwandt — jedoch nicht identisch — mit der Carnapschen logischen Möglichkeit, die bestimmt ist durch das Gerüst der Sprache, in der der Sachverhaltp genau dann möglich ist, wenn „p“ in der Sprache nicht logisch unwahr ist (vgl. Carnap, R., Meaning and Necessity, (1947) 19562, S. 175). Ich halte es für zweckmäßiger, von logischer Möglichkeit relativ zu jedem sprachlichen oder sachlichen Gerüst zu sprechen. Ich glaube, daß auch das bei Carnap als universell angesehene Gerüst der extensionalen Sprache mit den bestimmten Prädikationsformen, nur eines der möglichen Sprachgerüste, nicht das einzig mögliche, (also notwendige) Frame-work des logisch Möglichen ist. Ist dem aber so, dann wird wohl der bewußten sprachlichen oder sachlichen Relativierung in bezug auf ein beliebiges Gerüst der Vorzug gegeben werden. Außerdem könnte die Bindung der Entfaltung von Möglichkeitsalternativen ausschließlich direkt an die verwendete Sprache den — m.E. nicht adäquaten — Eindruck erwecken, der gedankliche Prozeß der Aufstellung von Alternativen sei etwas Absolutes, die Möglichkeiten etwas überhaupt als Denkmöglichkeit Vorgegebenes. Ich meine dagegen, daß die Setzung von Rahmen — sprachlicher oder sachlicher — grundsätzlich verschieden sein kann. Der Rahmen wird festgesetzt — sei es als sprachliches oder sachliches Gerüst. Diese Festsetzung kann hierbei in verschiedenen Beziehungen zu empirischen Vorerfahrungen stehen. Da die Aufstellung von Möglichkeitsalternativen in jedem Fall im wesentlichen ein gedanklich kombinatorischer Prozeß ist, erscheint in meiner Konzeption als logische Möglichkeit auch eine Möglichkeit, die in einem empirisch fundierten Gerüst eingebettet ist.
Vgl. Chisholm, R. M., „The Contrary-to-Fact Conditional“, Mind 55 (1964), S. 289–307.
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Umgearbeiteter und erweiterter Text eines für das Bielefelder Kolloquium über Argumentationstheorie (9.—13. Juni 1975) eingereichten Beitrags. Ich bin dankbar für die Anregungen, die ich durch die Diskussion erhalten habe.
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Weinberger, O. Faktentranszendente Argumentation. Zeitschrift für Allgemeine Wissenschaftstheorie 6, 235–251 (1975). https://doi.org/10.1007/BF01800788
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF01800788