Abstract
Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die Rawls-Rezeption innerhalb der normativen Theorie internationaler Beziehungen, die sich über so verschiedene (Teil-)Disziplinen wie der Politischen Theorie, den Internationalen Beziehungen, der Philosophie und Internationalen Ethik, dem Völkerrecht oder der Intellectual History erstreckt. Es wird gezeigt, dass diese Disziplinen maßgeblich von den Auseinandersetzungen mit Rawls‘ Werk geprägt wurden, wie insbesondere anhand der Kosmopolitismus- und global-justice-Debatten deutlich wird. Dabei waren die groben Linien dieser Rawls-Rezeption bereits mit Theorie der Gerechtigkeit etabliert und haben mit Recht der Völker keine grundlegende Veränderung erfahren. Es wird argumentiert, dass die mitunter konträren Positionen zu Rawls’ internationalem Denken nicht nur einem sich wandelnden Zeitgeist zuzuschreiben sind, sondern auch als Ergebnis der diskursiven Verwässerungen verstanden werden müssen, die mit dem sog. Rawls-Paradigma einhergehen: nicht immer ist klar, ob Kritik an diesem auch Rawls selbst betrifft. Zuletzt wird der Beitrag von neueren Entwicklungen in der Rawls-Forschung aufgezeigt, welche zum einen grundsätzliche methodische Einwände gegen dieses sog. Rawls-Paradigma vorbringen, es zum anderen historisieren und entnaturalisieren.