Abstract
Vernunft und Vernünftigkeit haben sich als philosophische Konzepte in Rawls Werken schrittweise entwickelt. In Eine Theorie der Gerechtigkeit betont Rawls die Bedeutung von Vernünftigkeit für sein Modell des Urzustandes, unterscheidet jedoch nicht explizit zwischen Vernünftigkeit und rationaler Entscheidung. Später trennt er die Sphären des Rationalen und Vernünftigen voneinander. Das Vernünftige (als die Konzeptualisierung des Urzustandes) bildet dabei die Rahmenbedingung für eine rationale Aushandlung. Dieses Zusammenspiel beider Sphären garantiert die Einheit der praktischen Vernunft im Urzustand, welche die Allgemeingültigkeit der resultierenden Prinzipien garantiert. Angesichts des Faktums eines vernünftigen Pluralismus bildet Vernünftigkeit für Rawls dabei ein politisches Rechtfertigungsprinzip, mit welchem sich die Einrichtung gerechter Institutionen begründen lassen.