Abstract
Die New Space-Industrie besitzt ihren Ursprung in den USA zu Anfang der 2000er Jahre durch die Gründung von SpaceX durch Elon Musk. Das deutsche Ökosystem ist im Vergleich zu den USA deutlich jünger, kleiner und intransparenter. Der Versuch, diese Industrie zu messen, stellt daher hohe Anforderungen an Methoden zur Datenerhebung und -auswertung. Die vorliegende Arbeit untersucht die deutsche New Space-Industrie aus einer ökonomischen Perspektive. Umfang dieser Analyse sind über 125 New Space-Unternehmen aus Deutschland. Der Analysezeitraum bezieht sich auf Jahre von 2018 bis 2021 auf Basis öffentlich zugänglicher Quellen sowie einer eigens initiierten Umfrage an die New Space-Unternehmen. Ziel der Autoren ist es, Kennzahlen und Analysen zur Größe, zum Wachstum und künftigen Erwartungen an den Markt aufzustellen. Zu diesem Zweck wurde unter anderem die gesamte Wertschöpfungskette der Industrie hinsichtlich Häufigkeit und geografischer Verteilung untersucht. In diesem Zusammenhang konnten wir feststellen, dass sich insbesondere in Süddeutschland viele New Space-Unternehmen gegründet haben. Weiterhin wurden private Investitionen, sogenanntes Wagniskapital, in die Industrie untersucht sowie Daten zu Mitarbeitern, Umsatzzahlen und Kunden erhoben und ausgewertet. Wir konnten feststellen, dass private Investitionen in New Space-Unternehmen nicht nur gestiegen sind in den vergangenen Jahren, sondern es gab auch eine Verschiebung des Investitionsfokus von Hardware-dominierten Upstream-Start-ups hin zu Software-getriebenen Downstream-Start-ups. Die Untersuchung des Mitarbeiterwachstums von 2019 auf 2020 hat gezeigt, dass ein Wachstum von 125 % bis zu 413 % möglich gewesen ist. Die meisten Mitarbeiter befanden sich in Hardware-Unternehmen, d. h. Unternehmen des Satelliten- und Kleinraketenbaus. Ebenfalls konnte die Umsatzentwicklung einen deutlichen Anstieg verzeichnen. Über die gesamte Industrie hin gab es ein Wachstum von 20 %, bei einigen Unternehmen gab es sogar eine Verdreifachung des Umsatzes. Bei der Analyse des Kundenstamms konnten wir feststellen, dass die New Space-Unternehmen bereits 76 % ihrer Verkäufe an die traditionelle Non-Space-Industrie tätigen. Das ist ein positives Signal, denn kommerzielle Raumfahrt und raumfahrtbasierte Anwendungen sind für die gesamte deutsche Wirtschaft von entscheidender Bedeutung. Erste Nachfragesignale nach deutschen New Space-Anwendungen konnten wir in den Bereichen Landwirtschaft, Öl und Gas, Energie, Logistik oder Versicherungen feststellen. Auf Basis dieser Ergebnisse konnten wir unsere Erwartungen für die künftige Entwicklung der Industrie ableiten.