Inneres Auge und gottliche Schau. Reflexionen zum antiken Horizont des Begriffs, Vision
Abstract
Der Begriff Vision leitet sich von θεωρíα ab und geht zurück auf Platons Schau der Ideen, die sich in der Schau des Göttlichen vollendet. Bei Aristoteles gipfelt die θεωρíα der Wissenschaften als Ermöglichung von Weltinterpretation und geglücktem Lebensentwurf in der Bestimmung des unbewegten Bewegers als Denken des Denkens. In der versuchten jüdischhellenistischen Vermittlung läßt für Philon von Alexandrien die wissenschaftliche Weltbetrachtung zwar den Schluß auf einen Schöpfer zu, der sich als der Seiende aber nur durch Offenbarung zeigt. In der Vollendung der θεωρíα zur unio mystica mit dem Hen schafft Plotin die Vorlage für die christliche Interpretation der mystischen Innenschau und Vereinigung mit dem jetzt personal gedachten Gott