Abstract
In den modernen Gesellschaften werden gesellschaftliche Konfliktlagen insbesondere über kulturelle Verfahren der Repräsentation, Narrativierung und Ikonisierung ausgetragen. Kulturelle Erzeugnisse können Reflexionen auf Diskurse über Konflikte, aber auch unmittelbar Interventionen in laufende Diskurse darstellen. Als Intervention greifen mediale Narrative in gesellschaftliche Diskurse ein und beziehen dramaturgisch und ästhetisch Stellung dazu. Der Aufsatz untersucht dies am Beispiel von Reinhard Hauffs Film Messer im Kopf. Der Film verortet sich im Kontext der Entzweiung der bundesdeutschen Gesellschaft über den zeitgenössischen linksradikalen Terrorismus. Messer im Kopf entzieht sich der eindeutigen nicht nur politischen und normativen, sondern vor allem inhaltlichen, thematischen Zuordnung. So könnte es sich um eine Parabel auf die Gesellschaft, ihren Zustand und die in ihr wirkenden Antagonismen handeln. Es könnte aber auch primär um die experimentelle Rekonstruktion eines Falles von Aphasie gehen, um das Interesse daran, wie ein Mensch wieder in den gesellschaftlichen Raum hineinzufinden sucht – Sprache erwirbt, Routinen des Handelns, Identität, Geschichte, Bewusstsein.