Goethe und die Physik seiner Zeit. Wider einige Vorurteile zur zeitgenössischen Wirkungsgeschichte der Farbenlehre

In Manfred Leber & Sikander Singh (eds.), Goethe und... Saarbrücker literaturwissenschaftliche Ringvorlesungen Band 5. Universaar. pp. 143-169 (2016)
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Abstract

In der Literatur zur Wirkungsgeschichte der Farbenlehre Goethes aus dem Jahr 1810 grassieren zwei Vorurteile: (1) Nur ein einziger Physiker von Rang (Seebeck) habe sich auf Goethes Projekt wissenschaftlich eingelassen. (2) Schon zu Goethes Lebzeiten habe sich die Fachwissenschaft mit überwältigender Mehrheit gegen den Dichter ausgesprochen. Beide Behauptungen sind falsch. ad (1): Der bedeutende Physiker und Chemiker Johann Ritter hat zwischen 1800 und 1801 eng mit Goethe kooperiert, dieselbe Forschungsmethode eingesetzt wie Goethe und aufgrund dieser Kooperation das UV-Licht entdeckt. Bis zu seinem Lebensende war er der Ansicht, dass die newtonische Theorie durch Fortführung der Experimente Goethes unterminiert werden könne. ad (2): Wie sich bei einer Kampfabstimmung unter den MINT-Forschern der Goethe-Zeit ergibt (bei der sämtliche veröffentlichte Voten von 1810 bis 1832 gezählt werden), stimmten gegen Goethe die Hälfte der Naturwissenschaftler, für ihn ein Drittel, bei 15 Prozent Stimmenthaltungen. Goethe hat die Abstimmung in der Tat verloren, doch eine verheerende Niederlage sähe anders aus.

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Colour, Wavelength and Turbidity in the Light of Goethe’s Colour Studies.Gopi Krishna Vijaya - 2020 - Journal for General Philosophy of Science / Zeitschrift für Allgemeine Wissenschaftstheorie 51 (4):569-594.

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