Naharaim 1 (1):95-112 (
2007)
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Abstract
I Die vermeintliche „Überwindung“ der politischen Theologie Die Geschichte der politischen Theologie in der Moderne erweist sich vorläufig immer noch als die Geschichte ihrer misslungenen Überwindungen. Trotz ihrer vielfachen Erledigungen zeigt die politische Theologie, entgegen Hans Blumenbergs Prognose, eine erstaunliche Fähigkeit zur „Selbstbehauptung“. Ihre Resistenz verdankt sie dabei nicht zum Geringsten der Prätention all derjenigen Gegner, die meinten, man könne, indem man eine spezifische Form von politischer Theologie kritisiert, gleich mit allen Spielarten des politisch-theologischen Diskurses aufräumen. Ohnehin werden die meisten Überwindungen der politischen Theologie im Namen einer anderen politischen Theologie vorgenommen. So die berühmteste, von Erik Peterson stammende Widerlegung, die als Fazit der Untersuchung zum „Monotheismus als politisches Problem“ gegen Carl Schmitts politische Theologie gewendet war und den eher anstößigen Sprachgebrauch von der „Erledigung“ in Umlauf gebracht hat. Sie wurde von Peterson jedenfalls im Namen der trinitarischen Theologie des Augustinus vorgenommen, wobei Peterson eine solche Erledigung schon im Rahmen einer an Paulus' Römerbrief orientierten Theopolitik erprobt hatte. Darüber hinaus muss der Begriff der politischen Theologie nicht notwendig gegen die „Legitimität der Moderne“ eingesetzt sein, sondern versteht sich oft genug als deren dialektische Kritik, wie etwa bei Martin Buber, Paul Tillich oder später bei Jürgen Moltmann und Johann Baptist Metz.