Abstract
ZUSAMMENFASSUNGDie antik-jüdische Apokalyptik liefert einen wichtigen Beitrag zur Erschließung einer Biblischen Theologie, insofern man von einem offenen Kanon ausgeht, der Quellen auch jenseits seiner Grenzen berücksichtigt. Unter Einbeziehung der historisch-kritischen Methode zeigen sich in der apokalyptischen Literatur »Strukturen«, deren Sinn- und Wirkzusammenhang für eine gesamtbiblische Theologie von konstitutiver Bedeutung ist. Als wichtiger Baustein einer Biblischen Theologie fungiert die Apokalyptik. Und zwar auch deshalb, weil etwa die beiderseits auswertbare Struktur der »Verkehrung« im apokalyptischen Transzendierungskonzept eine zentrale Rolle spielt. Zum Erweis dient als material-exegetisches Paradigma die alttestamentliche Gerichtsprophetie in Verbindung mit der Einsicht, dass ihre Aussagen zu »Schuld« und »Gericht« neutestamentlich erst über einen »apokalyptischen Filter« rezipiert worden sind. Relevante Motive sind die Rede von der Verkehrung der »Bitternis«, der personifizierte Tod und der Herrscher- bzw. Satanssturz, wie sie in den antik-jüdischen Texten des Testaments Abrahams und des äthiopischen Henochbuchs verarbeitet werden. Zwar greift das Diktum Käsemanns von der »Apokalyptik als Mutter aller christlichen Theologie« zu weit, mahnt aber zugleich, die apokalyptische Dimension Biblischer Theologie erst wieder zu entdecken