Abstract
Zusammenfassung Nicolas Claude Fabri de Peiresc (1580–1637) gilt als Entdecker des Orion-Nebels (M42). Als solcher ist er seit neunzig Jahren bekannt. Der französische Astronom und Wissenschaftshistoriker Guillaume Bigourdan zog diesen Schluss aus Aufzeichnungen, die er in Peirescs unveröffentlichtem Journal des observations entdeckt und 1916 veröffentlicht hatte. Demnach soll Peiresc den Orion-Nebel im November 1610 beobachtet haben. Peirescs Zeitgenossen jedoch war diese Beobachtung verborgen geblieben, und niemandem sonst gelang sie so früh nach Einführung des Teleskops. Mittlerweile sind Zweifel an Peirescs Entdeckung angemeldet worden. Die von Bigourdan veröffentlichten Notizen sind bislang keiner eingehenden Prüfung unterzogen worden. Der vorliegende Aufsatz liefert eine neue Transkription sowie erstmals eine Übersetzung der lateinischen Handschrift. Im Vergleich dazu erweist sich die Bigourdansche Edition häufig als nicht korrekt. Peirescs Orion-Bericht, der hier erstmals in Gänze lesbar vorliegt, wirft neue Fragen auf. Denn aus ihm geht nicht hervor, welche Region im Sternbild Orion, welche Sterne und welche Nebelobjekte Peiresc 1610 beobachtete. Die vollständige Lektüre von Peirescs Notizen verlangt nach einer neuen Interpretation seiner Beobachtungen im Sternbild Orion. Nur so ließe sich klären, ob tatsächlich schon Peiresc den Orion-Nebel sehen konnte oder ob womöglich M42 erst später sichtbar wurde.