Normen, Regeln und Interpretationen. Robert Brandoms Projekt einer pragmatischen Theorie der Rationalität

Zeitschrift für Philosophische Forschung 58 (1):80 - 103 (2004)
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Abstract

Wenn wir uns dieser Tage in der Rationalitätstheorie einen Überblick über die großen Entwürfe verschaffen, so diese sich innerhalb eines linguistischen Paradigmas verorten lassen, dann werden wir feststellen, daß der Basisbegriff der meisten dieser Theorien der Regelbegriff ist. Die kommunikative Kompetenz von sprach- und handlungsfähigen Subjekten soll sich ebenso über den Begriff des Regelfolgens erläutern lassen, wie die Verständlichkeit sprachlicher Zeichen und Äußerungen. Das Problem dieser Theorien jedoch ist, daß eben diese Intuition in bedeutungstheoretischer Hinsicht nie wirklich ausbuchstabiert wurde. Dieser unbefriedigende Zustand soll nun der Vergangenheit angehören. Robert Brandom präsentiert mit seinem Werk Expressive Vernunft eine „Untersuchung über das Wesen der Sprache“, die genau dieses Defizit beseitigen soll. Er will mit Rekurs auf implizite Nomen nicht nur die Bedeutung sprachlicher Ausdrücke aus ihrem Gebrauch zirkelfrei erklären, sondern auch die Frage nach der Objektivität des Wissens beantworten, die er selbst als die „größte theoretische Herausforderung für jeden Versuch“ bezeichnet, „die Richtigkeiten des Begriffsgebrauchs auf die soziale Praxis zu gründen“, in einer nicht-relativistischen Weise beantworten. Beide Intuitionen werden vom Autor nicht geteilt. Aus der Basis des Regelmodells, so seine These, läßt sich weder die bedeutungstheoretische Intuition einlösen, noch die Frage nach der Objektivität des Wissens in einer nicht-relativistischen Weise beantworten – was dann bedeuten würde, daß in der Rationalitätstheorie der Begriff des Regelfolgens nicht die Rolle eines Grundbegriffs spielen könnte. Gegen Brandoms kommunitaristische Verständnis stellt der Autor ein individualistisches Verständnis. Er meint, daß die Bedeutung sprachlicher Ausdrücke auf der Grundlage des Gebrauchs und der Unterstellung, daß die Überzeugungen unseres Gegenübers zum größten Teil wahr und kohärent sind, zu analysieren sind – nämlich auf der Basis wechselseitiger Bedeutungszuschreibungen –, und daß auch die Frage nach der Objektivität des Wissens auf dieser Basis beantwortet werden muß

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