Psyche 75 (7):561-591 (
2021)
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Abstract
ZUSAMMENFASSUNG: Der Autor versucht das regressive Erleben vieler Patienten und Analytiker, die zu Beginn der Sitzung in unbewusste Prozesse eintauchen und zum Ende wieder auftauchen, mit dem Konzept der Mikroregression zu erfassen. Im Kontrast zu destruktiven Regressionsprozessen arbeitet er ihre Eigenart als integrative Regression heraus, als Funktionsmodus, der im Dienst des Ichs und der Therapie steht. Dabei verbindet er die Eigenart der formalen Regression und des Träumens aus der Freud’schen Psychoanalyse mit der Haltung des »dreaming« aus der Bion-Tradition. Mikroregressionen drücken sich in Primärprozess-Denken aus, in sinnlichen Bildern, intensiven Emotionen, Inszenierungen und Körpererleben. Sie fördern den Auftrieb des Unbewussten und bewirken folgende Effekte: 1. Der Kontakt zu verdrängten und traumatischen Erinnerungsspuren wird erleichtert. 2. Nonverbale Erfahrungen inszenieren sich im intersubjektiven Feld und regen die emotionale Verarbeitungsfunktion des Analytikers an. 3. Symbolisierungsprozesse werden angestoßen und führen zu Gestaltungen eines analytischen Dritten. Ein klinisches Beispiel dient der Veranschaulichung dieser Vorgänge.