Abstract

Obwohl Nietzsches Quellen für Die Geburt der Tragödie schon weitestgehend erforscht wurden, hat ihre Verwendung durch Nietzsche bisher noch nicht die ihr gebührende Aufmerksamkeit erfahren. Gefordert ist eine 'kritische Quellenforschung', die ier in Hinischt auf die Bedeutung des Chors in GTy und 8 durchgeführt wird. Im Vergleich zu den Quellen erweist sich GT als eine systematische Fehllektüre, deren Ziel die Überwindung des Gegensatzes von Antike und Modern ist. Bei der Behandlung der Rolle des Chors verändert, ertweitert und entstellt Nietzsche frühere Theorien und gibt eine gewagte eigene Darstellung Diese geht über Nietzsches Quellen hinaus, wenn er dem Chor eine wesentliche Bedeutung für die Wiedergeburt der Tragödie in der Moderne zuschreibt. Mit dieser Fehllektüre bezweckt er eine ähnliche Kritik der philologischen Methode, wie sie auss den Fragmenten "Wir Philologen" bekannt ist. Indem er die angemaßte Objektivität der Philologie travestiert, behauptet er die Unmöglichkeit einer wissenschaftlichen Erforschung der Antike. Seine Kritik des Gegenstands anhand der Methode deutet auf eine zentrale These seine späteren Werks hin, nämlich auf die Unmöglichkeit von Wissen, das frei von jeder subjektiven Perspektive sien soll.Though Nietzsche's sources for Die geburt de Tragödie have been researched thoroughly, the use he makes of those sources has not received the attention it deserves. This requires a 'critical Quellenforschung', which is developed in relation to the account of the chorus in GT 7 and 8. In comparison with its sources, GT reveals a systematic misreading, aimed at collapsing the opposition of antiquity and modernity. In discussing the chorus, Nietzsche alters, extends, and misrepresents previous theories to create a daring new account. Though recognizably indebted to others, Nietzsche's description goes far beyond his sources in presenting the chorus as essential to the rebirth of tragedy in modernity. The aim of these misreadings is a critique of philological method similar to that found in fragments known as "Wir Philologen". Travestying the presumed objectivity of his discipline, Nietzsche performs the impossibility of a scientific study of antiquity. In expressing critique through the method of its object, Nietzsche points, as he will in his later work, to the impossibility of knowledge freed from subjective perspective