Mohr Siebeck (
1999)
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Abstract
English summary: The Sokal affair demonstrated that there is a demand for anti-patriarchal logic, the creative chaos theory and the minority-friendly theory of relativity in fashion-conscious progressive circles. However it also bore eloquent witness to what can happen when the rational standards of scientific methods are thrown overboard by giving in to the postmodern striving for pluralism, relativism and unlimited tolerance. Using radical constructivism as an example, Ulf Dettmann shows that naturalistic relativism also does not offer any possibility of getting closer to a more humane and tolerant world with the methods of postmodern theory formation. German description: Ulf Dettmann fuhrt eine Bestandsaufnahme des konstruktivistischen Denkens in seiner ganzen systematischen und historischen Breite durch. Ausgehend von der Theorie der Autopoiese, die in den siebziger Jahren von den Biologen Humberto R. Maturana und Francisco J. Varela entwickelt wurde, stellt er den Radikalen Konstruktivismus systematisch dar und beleuchtet neben den erkenntnistheoretischen auch die biologischen, methodologischen und metaphysischen Aspekte dieser Theorie.Er kritisiert die Thesen und Argumente des Radikalen Konstruktivismus und analysiert den motivationalen Hintergrund der autopoietischen und konstruktivistischen Theorie. Dadurch erschliesst er einen systematischen Zusammenhang zwischen beiden Theorien, der, nur unter erkenntnistheoretischen Aspekten betrachtet, verschlossen bleiben wurde.Es wird deutlich, dass mit dem Radikalen Konstruktivismus eine weitere Spielart eines antirealistisch und relativistisch gepragten postmodernen Kontextualismus vorliegt, der im Aufbrechen jeglicher Wahrheitsanspruche und Rationalitatsstandards die Befreiung von Unterdruckung und Gewalt erblickt. Er wird von der Uberzeugung getragen, dass eine humane Welt nur dort realisiert werden kann, wo es gelingt, die Vielgestaltigkeit vitaler Natur den Fangen einer lediglich rational argumentierenden, szientistisch und reduktionistisch gesinnten Wisssenschaftskultur zu entreissen. Ulf Dettmann zeigt, dass dieser Ansatz in eine dialogische Inkoharenz mundet, da durch die Aufweichung samtlicher Rationalitatsstandards auch die Moglichkeit verloren geht, fur die eigene Position noch uberzeugend argumentieren zu konnen.