Psyche 76 (5):402-428 (
2022)
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Abstract
Schulenübergreifend, wenngleich mit unterschiedlicher Gewichtung, hat sich eine beziehungsorientierte Ausrichtung in den psychoanalytischen Konzepten wie der Behandlungstechnik vollzogen. Dies hat Auswirkungen auf das ethische Verständnis. Die Autorin geht der Frage nach, in welchem Verhältnis geteilte Verantwortlichkeit des analytischen Paares zur Letztverantwortlichkeit des Analytikers steht. Der rote Faden in intersubjektiven Ansätzen ist deren bewusst reflektierte und bewusst eingebrachte Subjektivität, die Risiken und Chancen mit sich bringt. Drei unterschiedliche intersubjektive Ansätze – das »alterologische Prinzip « der Intersubjektivisten, das »dialogische Prinzip« der Relationalisten und das »dialektisch-emanzipatorische Prinzip« der Beziehungsanalytiker – werden jeweils mit ihren metapsychologischen Konzeptionen vorgestellt, die ethischen Dimensionen ihrer Behandlungstechnik erörtert und schließlich einer kritischen Reflexion unterzogen. Abschließend wird ein klinisches Fallbeispiel, bei dem sich die Autorin in ein von ihr selbst initiiertes Enactment verstrickte, aus den drei unterschiedlichen intersubjektiven Perspektiven diskutiert. Daraus werden Schlussfolgerungen für eine auf die Erforschung der eigenen Subjektivität zentrierte Fehlerkultur erörtert.