Abstract
ZUSAMMENFASSUNGLuthers Äußerungen zu dem in seiner Majestät verborgenen Gott geben der Theologie bis heute Rätsel auf. Will man Luthers Aussagen nicht ihrer Schärfe berauben, um die Einheit im Gottesbegriff zu retten, so scheint die Konsequenz eines dualistischen Gottesbildes und eines Widerspruchs in Gott unvermeidlich. In Auseinandersetzung mit Luthers Ausführungen in De servo arbitrio und mit Eberhard Jüngels Interpretation dieser Ausführungen sucht der vorliegende Text einen Zugang zur Verborgenheit Gottes mit Hilfe des phänomenologischen Begriffs der Entzogenheit als eines Moments, das jede Bezogenheit begleitet. Gottes schlechthinnige Verborgenheit wird dann verstehbar als eine Dimension im Gottesbegriff, die diesem notwendig zugehört und auf Gottes Offenbarung in Christus stets zu beziehen, von dieser aber zu unterscheiden ist.SUMMARYLuther's utterances on God's absolute hiddenness in his controversy with Erasmus of Rotterdam pose considerable difficulties for systematic theology. They inevitably seem to suggest a dualistic notion of God, if their radicality is to be maintained. In discussing some of the most famous passages from De servo arbitrio as well as Eberhard Jüngel's interpretation of these passages, I suggest to understand the notion of God's hiddenness in accordance with the phenomenological concept of withdrawal : Even God's full and complete revelation in Jesus Christ is accompanied by a dimension of inaccessibility that can only be approached from God as revealed in Jesus Christ but needs to be distinguished from it