Hirntod, personale Identität und die eigene Zukunft
Abstract
In der medizinischen Ethik wird seit etwa dreißig Jahren die Frage diskutiert, ob ein
Mensch tot ist, wenn er einen dissoziierten Hirntod erlitten hat, d.h. wenn zwar sein
Gehirn, nicht aber andere Organe wie Herz oder Lungen abgestorben sind. Für die
Diskussion dieser sogenannten Hirntod-Definition oder Hirntod-Konzeption des
menschlichen Todes spielt das Verhältnis zwischen Personalität und Gehirn eine
wichtige Rolle. Nach verbreiteter Überzeugung (die auch in die für Deutschland maßgebliche
Stellungnahme der Bundesärztekammer eingeflossen ist) ist der Tod das Ende
nicht nur des biologischen, sondern des "personalen Lebens", d.h. jemand ist tot, wenn
er keine Person mehr ist. Weil es unmöglich sei, ohne funktionierendes Gehirn eine
Person zu sein, sind hirntote Menschen also tot. Die Hauptschwierigkeit für Verfechter
dieses Arguments liegt darin, die Annahme zu rechtfertigen, daß ein Mensch mit dem
Verlust der Personalität zwangsläufig auch stirbt. Mein Beitrag ist der Diskussion eines
Vorschlags gewidmet, der darin besteht, diese Annahme aus den Bedingungen personaler
Identität herzuleiten.