Abstract
ZusammenfassungProduktion und Verbrauch von Nahrungsmitteln sind traditionell mit weit reichenden Ängsten verknüpft. Bezogen diese sich in vormodernen Gesellschaften vorrangig auf eine ausreichende Versorgung, sind sie in der modernen Industriegesellschaft eher auf die Qualität der Nahrungsmittel gerichtet. In diesem Zusammenhang spielten in der Nachkriegszeit Antibiotika eine zentrale Rolle. Der Aufsatz stellt die Einführung der Antibiotika in die westdeutsche Veterinärmedizin, ihre frühe Diskussion als Konservierungsmittel und ihre wachsende Rolle als Wachstumsförderer dar. Vor dem Hintergrund einer zunehmend industrialisierten, auf Maximierung ausgerichteten Produktionspolitik werden die Rolle der Veterinäre, der Forschung und der wissenschaftlichen Experten sowie die Probleme der Regulierung des Antibiotikaeinsatzes in der Landwirtschaft diskutiert, die in die Entstehung eines unübersichtlichen grauen Marktes für Antibiotika und die Verlagerung ihres Einsatzes in die Therapie mündete. Besondere Aufmerksamkeit wird der Frage zugewandt, welche Rolle das Vertrauen und die Ängste der Verbraucher in diesem Prozess spielten.