Abstract
ZusammenfassungIn diesem Artikel werden die Modernisierungskampagnen in Ägypten während der 1960er und 1970er Jahre analysiert. Die Regulierung des Nils durch den Assuan-Hochdamm und die ihm folgenden Bewässerungsprojekte führten dazu, dass die Infestitionsrate mit Bilharziose in der Bevölkerung stieg. Infolgedessen entstand ein Diskurs zwischen Experten des Globalen Nordens und Angehörigen der ägyptischen Eliten über Modernisierung, Entwicklungshilfe, Dammbau und Gesundheitsversorgung. Der Kampf gegen Bilharziose war darin eine Chiffre, die verschiedene machtgeladene Konzepte und Argumente in sich vereinte. In dieser Arbeit wird diese Chiffre entschlüsselt, was einen tieferen Einblick in die mit dem Thema verbundenen zeitgenössischen Dimensionen von Macht erlaubt. Der Text ist um drei thematische Achsen herum konzipiert. Es wird erstens das diskursive Wechselspiel zwischen Modernisierung, Gesundheit und Entwicklungshilfe in und für Ägypten behandelt; zweitens stehen weit zurückreichende und lange vorgebrachte Argumente in Bezug auf die zuvor erörterten Konzepte innerhalb eines internationalen Expertendiskurses im Mittelpunkt. Drittens wird eine beispielhafte Fallstudie der westdeutschen Gesundheits- und Entwicklungshilfe mit dem Kampf gegen Bilharziose in der ägyptischen Oase Fayoum vorgestellt.