Specilla circularia: an Unknown Work by Johannes Hudde
Abstract
In diesem Aufsatz wird ein bisher unbekannter Traktat zur Dioptrik von Johannes Hudde veröffentlicht. Wie aus der Korrespondenz von Christiaan Huygens mit seinem Lehrer Frans van Schooten hervorgeht, ist dieser Traktat bereits im Jahre 1656 gedruckt worden . Leider sind von dieser Auflage heute keine Exemplare mehr bekannt. Der Text wird hier dargestellt an Hand zweier handschriftlicher Kopien, eine im Besitz der Royal Society in London, die andere im Leibniz-Nachlaß in Hannover. Auf der Londoner Kopie wird Hudde als Verfasser angegebe, und durch einen Brief Spinozas an Hudde, worin auf den Traktat und eine darin enthaltene Abbildung hingewiesen wird, läßt sich bestätigen, daß er der Autor ist. - Das Problem, womit Hudde sich in diesem Traktat beschäftigt, gilt der sphärischen Aberration: Wie stellt man Linsen oder optische Instrumente ohne Aberration her? Für Linsen mit gewissen ovalen Formen hatte Descartes bereits eine Lösung vorgeschlagen. Hudde aber weist darauf hin, daß diese Lösung nur theoretische Bedeutung hat; in der Praxis ist es zu schwierig, solche Linsen herzustellen. Für eine praktische Lösung entwickelt Hudde eine andere Methode. Er zeigt, daß die sphärische Aberration von einfachen kugelförmigen Linsen in manchen Fällen zu vernachlässigen ist. Der Brennpunkt ist dann zwar kein mathematischer, aber, wie er es nennt, doch ein mechanischer Punkt. Diese Behauptung wird mathematisch ausgearbeitet. Ein solches Vorgehen war in der Dioptrik damals ungewöhnlich. Obwohl der Traktat aus rein mathematischer Sicht wenig Aufsehenerregendes enthält, verdient er wegen seines methodischen Vorgehens doch Beachtung. Huddes mathematisch genaue Behandlung von Ungenauigkeiten war zu seiner Zeit sehr originell