Abstract
Ziel des Aufsatzes ist es, Wissenschaftstheorie als Gegenstand universitärer Lehre zu legitimieren: Was zeichnet die Resultate der Wissenschaft als Erkenntnisse oder Wissen im Unterschied zu bloßen Meinungen, Gruppenüberzeugungen, Ideologien oder dogmatischen Lehrstücken aus? Welche Rolle spielen kontrollierte Beobachtung und Theorie? Inwieweit ist das Objektivitätsverständnis der Naturwissenschaften auf Sozial- und Geisteswissenschaften übertragbar? Welchen Einfluss hat das jeweilige methodologische Design auf die Resultate eines Forschungsprogramms?Die Relevanz solcher Fragestellungen wird zunächst bildungstheoretisch in der Diskussion über die Idee einer Bildung durch Wissenschaft verortet. Hierbei wird zunächst unter Rekurs auf Wolfgang Nieke die These formuliert, dass die Herausbildung einer wissenschaftlichen Haltung stets einen reflexiven Habitus einschließt, der in der Lage ist, die Voraussetzungen und Grenzen von Wissenschaft abzuwägen und in Beziehung zu den von ihr erhobenen Geltungsansprüchen zu setzen. Darauf folgt eine exemplarische Darstellung zentraler Themenfelder der Wissenschaftstheorie, wie z.B. das Verhältnis von Beobachtung und Theorie, Falsifikation und Paradigmen sowie der Grundlegung der Geisteswissenschaften durch die Hermeneutik. Dies geschieht in Auseinandersetzung mit klassischen Autoren des logischen Positivismus, Popper, Kuhn und Gadamer. Auf dieser Basis wird die Frage nach der Verknüpfung von Wissenschaftstheorie und universitärer Lehre diskutiert sowie Reflexionsfragen für die Lehrpraxis vorgeschlagen.