Abstract
ZusammenfassungDie prospektive Analyse der ethischen Implikationen medizinisch-technischer Innovationen läuft immer auch Gefahr, sich in den Wunschbildern von Marketingexperten zu verfangen. Vor diesem Hintergrund könnte es durchaus nützlich sein, die Erkenntnisse der Wissenschafts- und Technikforschung zur Genese und Entwicklung neuer Techniken auszuschöpfen. Dies erscheint gerade auch für die ins Phantastische weisende Zukunft der Individualisierung medikamentöser Therapie, wie man ihr häufig in der Beschreibung pharmakogenetischer Behandlungskonzepte begegnet, angebracht. Techniken, die sich noch im Entwicklungsstadium befinden und deren breite Anwendung noch einige Jahre auf sich warten lassen wird, sollten sehr sorgfältig auf ihren Realitätsgehalt und das zu erwartende Leistungspotenzial hin analysiert werden. Dazu gehört v. a. auch eine kritische Auseinandersetzung mit den Leitbildern, Visionen und Nutzenversprechen, mit denen technische Innovationen oft sehr absichtsvoll ausgestattet werden. Wird dabei die Distanz zur Rhetorik der Protagonisten der neuen Techniken nicht gewahrt, gerät die ethische Reflexion unvermittelt in die Rolle, profane Marketingstrategien wortgewandt und ideenreich zu veredeln.