Psyche 75 (8):657-691 (
2021)
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Abstract
Zwischen 1920 und 1925 kam es nach Vorarbeiten von Jones, Abraham, Stärcke, van Ophuijsen und Alexander sowie in Abrahams Hauptwerk, dem Versuch einer Entwicklungsgeschichte der Libido, zu einer Veränderung der psychoanalytischen Theorie, die sich vor allem auf die Stellung der Aggression bezog. Die stärkere Gewichtung der präödipalen Aggression wurde in London in erster Linie von Abrahams Analysanden James und Edward Glover durchgeführt. Ihre Arbeiten bereiteten den Boden für die Rezeption von Melanie Klein, einer weiteren Abraham-Analysandin, die ihrerseits von Alix Strachey, auch sie eine Analysandin Abrahams, sowie von Ernest Jones unterstützt wurde. Klein entwickelte in der Analyse mit Kindern eine Technik, die sich bevorzugt auf die Wahrnehmung und Deutung der Aggression in der Stunde bezog. All dies, ohne dass Freud die neue Linie begrüßt hätte, was aber seit dem Erstarken der lokalen Gruppen in Berlin und London nicht mehr so stark ins Gewicht fiel. Gleichwohl blieb die Frage nach der Stellung der Aggression in der Schwebe, während sich Freud bis zuletzt für das Primat des Sexuellen aussprach und sich von den Positionen der hier erwähnten Schüler zwischen 1920 und 1925 mehrere Male ausdrücklich distanzierte.