Abstract
Unter dem Titel „Windelbands Psychologie-Projekte“ schließt Jörn Bohr mit seinem philosophiehistorischen Überblick zur Lage der Psychologie zwischen 1872 und 1915 am Beispiel Windelbands an die vorangehende Einleitung an und zeichnet damit in eins die wissenschaftliche Landschaft vor, in welche die folgenden Beiträge eingebettet sind. Bohr zeigt neben dem wissenschaftlichen Werdegang des Protagonisten dessen Bemühungen um einen eigenen Entwurf einer Psychologie und deren Wendungen. Desgleichen betont er seine bildungspolitische Funktion in Bezug auf den Lehrstuhlstreit im März 1913. Ein Positionsstreit, der nicht allein den Versuch einer Selbstbehauptung der Philosophie gegenüber der experimentellen Psychologie betrifft, sondern vielmehr die Philosophie selbst in eine Krise stürzt, welche nicht zuletzt in der Gebundenheit der Philosophie an die Wissenschaften begründet liegt. Während Windelband anfangs Funktionen des Denkens als auf Naturgesetze gegründete versteht und später wiederholt Versuche unternahm, die Psychologie in die Philosophie zurückzuholen, wendet er sich gegen Ende seines Schaffens unter den Vorzeichen einer Philosophie der Werte gegen die Möglichkeit einer Gründung der Geschichtswissenschaft auf Psychologie.