Psyche 75 (11):1023-1052 (
2021)
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Abstract
Ausgehend von empirischen Befunden und theoretischen Konzepten der Gegenwart stellt die vorliegende Untersuchung die Frage nach den historischen Wurzeln einer Theorie traumatisch verursachter Psychosen in Freuds Schriften. Den Hintergrund bildet der alte Vorwurf, Freud habe zugunsten der Entwicklung seiner Trieblehre reale Grenzverletzungen ungenügend berücksichtigt. Für nicht-psychotische Störungen wurde dies inzwischen eindeutig widerlegt. Der Beitrag zeigt auf, dass Freud auch für Psychosen über die verschiedenen Phasen seiner Theoriebildung hinweg traumatische Erlebnisse ätiologisch berücksichtigte. Als missverständlich und aus heutiger Sicht problematisch erscheint jedoch, dass er weniger komplexen Erwägungen seiner Schüler, etwa Karl Abrahams, öffentliche Zustimmung zollte.