Abstract
Im Folgenden möchte ich anhand der Interpretation einiger Bilder von Francis Bacon und von Maṇḍalas aufzeigen, dass man den haptischen Grund der Bilder schon aus den Augen verloren hat, wenn man das Verhältnis der Bildbetrachtenden zum Bild rein gegenständlich interpretiert. Bilder affizieren uns hautnah, während wir sie betrachten. Ihre Kraft und Macht geht gerade davon aus, dass man sich von ihnen berühren lässt, während man sie wahrnimmt. Man denkt aus den Triebkräften der Leiblichkeit heraus, wenn man in Bildern denkt, sich in Bildern ausdrückt, Bilder vernimmt. Darum genügt es nicht, sich Bilder bloß äußerlich anzuschauen. Man muss in sie eindringen, wie in Bacons Spiegel, auf die man nicht blickt, sondern in denen man sich selbst befindet, wenn man ein Bild reflektiert. Gerade in diesem Punkt trifft sich das Bild des Denkens, das Bacon an der triadischen Schnittstelle von Körpern-Kräften-Sensationen in seinen Bildern sichtbar macht, mit dem Bildverständnis von Maṇḍalas. Fordern doch auch sie die Betrachtenden auf, in ihnen Platz zu nehmen, um sich von ihnen verwandeln zu lassen. Man verlässt den ‚subjektiven Standpunkt‘, wenn man sich in ein Maṇḍala begibt. Gerade so, wie Bacons Figure standing at a washbasin dem Bild zu entrinnen versucht, indem sie sich in das Abflussrohr eines Waschbeckens flüchtet. Eine Philosophie des Bildes ist daher etwas anderes als eine Bildtheorie – verlangt sie doch nach einem Bild des Denkens, das gelernt hat, in Bildern zu denken.