Abstract
In den Schriften, mit denen Georg Simmel versuchte, den Ereignissen des Ersten Weltkriegs Sinn, oder doch wenigstens eine rationale Deutung zu geben, lassen sich drei große Themenkomplexe ausmachen: Der Krieg als Katalysator der kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklung Deutschlands; die Folgen des Krieges für die „Idee“, und dadurch auch für die künftige politische Bedeutung Europas; schließlich die Auswirkung der Kriegserfahrungen auf die kulturelle Entwicklung der modernen Massengesellschaft allgemein. Während Simmels Überlegungen zum erstgenannten Punkt eingestandenermaßen vage blieben, knüpfen sie beim Blick auf die zukünftige kulturelle Entwicklung konsequent an seine Deutungsmodelle aus der Vorkriegszeit an und entwickeln daraus ein von abgründigem Pessimismus geprägtes Bild.