Abstract
Werte haben Konjunktur. Das macht misstrauisch, denn beschworen wird häufig gerade das, was fehlt bzw. in einem nicht ausreichenden Maß vorhanden ist. Dieser Spur folgend beschreibt der vorliegende Beitrag die besonderen organisatorischen Herausforderungen, die mit der Implementierung von Werten in der Polizei verbunden sind. Es wird gezeigt, dass es im Wesen von Werten liegt, dass ihre Umsetzung im eigenen Handeln immer bruchstückhaft und damit kritikwürdig bleibt. Will man den eigenen Wertediskurs und die sich daraus ergebenden Ansprüche organisatorisch überleben, d. h. stärken und nicht schwächen, dann ist es zentral mit diesem Zurückbleiben und der daraus resultierenden Kritik offensiv umzugehen. Fehlen für einen solchen selbstkritischen Umgang mit Werten der Wille, das Können oder die dafür erforderlichen Ressourcen, dann bewirken Werte gerade das Gegenteil von dem, was mit ihnen intendiert war: Sie vermindern nicht, sondern sie verstärken dann sehr effektiv eine organisatorische Misstrauenskultur. Ein Bewusstsein für diese Risikostruktur von Wertediskursen ist deswegen ein erfolgskritischer Faktor für den verantwortlichen Umgang mit Werten in Organisationen.