Abstract
Mit dem Aufsatz wird der Versuch unternommen, eine beginnende interdisziplinäre Diskussion zwischen praktischer Philosophie und (politischer) Ökonomie fortzuführen und durch das Angebot einer synoptischen Interpretation auch zu vertiefen. Sowohl politische Ökonomie als auch praktische Philosophie sehen sich mehr und mehr der Anforderung ausgesetzt,zur Lösung praktischer Probleme beizutragen. Dies erscheint unmöglich, solange nicht auch normative Sätze Ergebnis wissenschaftlicher Analyse sein können; dazu bedarf es aber eines Begründungsbegriffes, der einerseits normativen Sätzen Raum gibt, andererseits die Anforderungen, die an die Begründung normativer Sätze zu stellen sind, so scharf faßt, daß Normatives, statt wie bisher beliebig, nunmehr nachprüfbar wird. Ein solcher Begründungsbegriff wurde von Friedrich Kambartel über die Beschreibung eines Verfahrens (sokratischer Dialog), in dem die Begründung stattfindet, erarbeitet und für die Ökonomie vorgeschlagen. Dagegen wird in dieser Abhandlung, ausgehend von der These, daß Begründungsmängel in aller Regel Verfahrensmängel sind, eine Kritik des sokratischen Dialogverfahrens im Wege der politisch-ökonomischen vergleichenden Analyse alternativer Verfahren der Konsensbildung (hier: Markt, Abstimmung, Dialog) vorgetragen.