Was Marx an ethical humanist?

Studies in East European Thought 9 (2):91-103 (1969)
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Abstract

Während der letzten zehn Jahre wurde viel über den ‘Humanismus’ des jungen Marx gesprochen. Osteuropäische Marxisten, die bemüht sind, ihren Anti-Stalinismus durch Berufung auf die Autorität von ‘Marx selbst’ zu untermauern, gebrauchen den Ausdruck ‘Humanismus’ in einem ungenauen Sinn, etwa gleichbedeutend mit ‘Anthropozentrismus’. Aber wenn man sagt, daß Marx’ Haltung anthropozentrisch sei, so sind damit die Hauptfragen erst gestellt, nicht schon gelöst.‘Humanismus’ mag etwa soviel wie ‘Säkularismus’ bedeuten — der Mensch, nicht Gott, wird als im Mittelpunkt stehend gedacht. Die anthropozentrische Haltung kann verschiedene Formen annehmen, vor allem die Formen, die man als ‘Humanismus der Ideale’ und als ‘Humanismus der Prinzipien’ bezeichnen könnte. Der Humanismus der Ideale ist ausdrücklich an derZukunft orientiert, der Humanismus der Prinzipien aber an derGegenwart. Nur ein Humanismus der Prinzipien, dem es darum geht, den Eigenwert existierender Individuen zu behaupten und zu verteidigen, verdient es, ‘ethischer Humanismus’ genannt zu werden. Marx, sogar der jüngste Marx, war kein ethischer Humanist in diesem Sinn. Und nur ein Humanismus in diesem strengen Sinn würde einen philosophischen Standort bieten, von dem aus man den Stalinismus oder Neo-Stalinismus angreifen könnte.Marx war ein Säkularist, und er entwarf ein humanistisches Ideal für die Zukunft, aber humanistische Prinzipien für die Gegenwart lehnte er ab. Er betonte, daß nur dem nicht entfremdeten, produktiven Individuum der kommunistischen Zukunft ein eigener Wert zukomme. Bis dahin haben Individuen nur einen geschichtlich instrumentalen Wert: jene, die an der Verwirklichung der kommunistischen Gesellschaft arbeiten, sind zu respektieren; diejenigen, welche dabei Widerstand leisten oder versagen, müssen ausschließlich als Hindernisse auf dem Wege des geschichtlichen Fortschritts behandelt werden.In diesem Sinn ist der Leninismus und sogar der Stalinismus und Neo-Stalinismus in dem zukunftsorientierten Humanismus der Ideale des jungen Marx einbegriffen, oder zumindest davon nicht ausgeschlossen. Selbst der jüngste Marx machte sich den Modeirrtum des 19. Jahrhunderts zu eigen — den Irrtum des ‘aufgeschobenen Wertes’ oder des ‘zeitlich verstellten Wertes’ und nahm damit eine mit dem ethischen Humanismus grundsätzlich unvereinbare Position ein

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