Abstract
Weder der Koran noch die Tradition des Propheten äußern sich zur Gestaltung eines Staatswesens. Erst mit den Umayyaden entstand eine islamische Dynastie. Seitdem legitimiert sich die Staatsmacht in der islamischen Zivilisation über Gott als den einzigen Souverän. Indem der islamische Staat nach außen hin die Mission vorantreiben muss, um das Wort Gottes und die Scharia zur Geltung zu bringen, ist er prinzipiell expansiv angelegt. Trotz der wertvollen Vorlagen der islamischen Philosophen sind in den vergangenen Jahrhunderten kaum tiefergehende Werke entstanden, die eine umfassende islamische Gesellschaftslehre beschreiben und sich gegen die Orthodoxie oder gar den Diskurs des politischen Islam durchsetzen konnten. Geprägt sind Muslime von einer islamischen Weltanschauung oder zumindest einer den Werten des Islam entsprungenen Erziehung. Heute können wir beobachten, dass sowohl die Mehrheitsgesellschaft als auch die muslimischen Migranten in Krisenzeiten überfordert sind.