Abstract
Alle Ansätze einer islamischen Reformation sind bislang gescheitert. Am Beispiel der dschihadistischen Literatur lässt sich nachzeichnen, warum: Zunächst gründet diese auf einer anderen Realitätsvorstellung, die ihrerseits an der Gegenwart und ihren Probleme nicht interessiert ist. Ihnen gilt der Koran als „Verfassung der Muslime“ und Reservoir von Gesetzesvorschriften, was keinerlei Möglichkeit zur Reflexion oder Kritik. Der dschihadistische Diskurs basiert auf der Angst vor dem Verlust der Identität und vor Werten, die in die islamischen Gesellschaften eingesickert sind. Zu diesen Werten gehört vor allem die Gleichberechtigung der Geschlechter, die einzufordern die männliche Vormundschaft und Vorherrschaft über die Frauen infrage stellt. Dagegen wendet sich der dschihadistische Diskurs, indem er eine dominante und autoritäre Männlichkeit zu begründen sucht, die gegen Gleichberechtigung, Miteinander und Reform gerichtet ist.