Abstract
In medizinischen Studien gibt es viele Fehlerquellen. Manche werden gar bewusst in Kauf genommen, um das erwünschte Ergebnis herbeizuführen. Aber auch wer es richtig machen will, hat es nicht immer leicht.Wer krank ist und zum Arzt geht, sollte eigentlich auf der Grundlage besten Wissens versorgt werden. Doch mit der Faktenlage ist es so eine Sache. »In der Medizin können wir uns niemals sicher sein, welche Folgen unser Handeln haben wird. Wir können lediglich das Ausmaß der Unsicherheit eingrenzen«, schrieb der Kinderarzt William A. Silverman vor knapp 20 Jahren in seinem Buch »Where’s the evidence?«. Das ist ernüchternd. Ebenso die Zahlen, die Nicholas Schork vom Scripps Research Institute im Magazin »Nature« auflistet. Jeden Tag würden Millionen von Menschen Arzneien einnehmen, die ihnen nicht helfen. Selbst die zehn umsatzstärksten Medikamente in den USA nützten nur selten: Das Multiple-Sklerose-Medikament Glatirameracetat beispielsweise hilft nur einem von 16 Betroffenen, das Antidepressivum Duloxetin nur einem von neun. Von einigen Arzneistoffen wie den Statinen, die routinemäßig zur Senkung des Cholesterinspiegels verschrieben werden, profitierte sogar nur einer von 50. »Es gibt Medikamente, die für bestimmte Bevölkerungsgruppen sogar gefährlich sind, weil in klinische Studien meist nur weiße Ethnien einbezogen werden«, kritisiert der Biostatistiker Schork.