Spiel und Arbeit gelten oft als Gegensätze: Das Spiel als freie Betätigung menschlicher Vermögen, die Arbeit als deren Subordination unter einen äußeren Zweck. Die Festlegung des Spiels auf konsequenzlose Wiederholbarkeit hat ihm den Ruf des Unernsten eingetragen, während das Abzwecken der Arbeit auf die Nützlichkeit ihres Resultats im Bund mit der Sorge ums Dasein steht. Auf einen zweiten Blick scheint dieser Gegensatz jedoch, gerade in den hochentwickeltsten Ausprägungen beider Tätigkeitsformen, zu verschwinden. So kann eine hochgradige Rationalisierung von Spielpraktiken in Arbeit (...) umschlagen, wie etwa im Leistungssport, oder ein komplexer Arbeitsvorgang selbstzweckhafte Momente und Eigendynamiken gewinnen, die ihm Spielcharakter verleihen. Auch andere technologische Entwicklungen geben Anlass dazu, das Verhältnis von Spiel und Arbeit noch einmal grundsätzlich zu bedenken, etwa im Hinblick auf: adaptive Systeme in der Robotik, serious games, Kreativitätstechniken in Unternehmenskulturen, wissenschaftliche Experimentalanordnungen, Online-Rollenspiele oder die Kommodifizierung nicht-zweckrationaler Lebensvollzüge, die traditionell vom Begriff produktiver Arbeit ausgeschlossen waren – einschließlich der Spielräume, die durch neue Umwelt- und Biotechniken erschlossen werden. Die Beschaffenheit der jeweils zum Einsatz kommenden Mittel und Verfahren sowie die Setzung, Variation oder Preisgabe von Zwecken können den Charakter von Spiel und Arbeit sowie ihr Verhältnis zueinander bestimmen oder verändern. Mit Beiträgen von Francesco Amigoni, Andreas Brenneis, Petra Gehring, Armin Grunwald, Florian Heßdörfer, Wolfram Ette, Christoph Hubig, Andreas Kaminski, Nicole C. Karafyllis, Christian Klager, Alexander Kluge, Uwe Küster, Oliver Laas, Hildrun Lampe, Pieter Lemmens, Stefan Meißner, Alfred Nordmann, Felix Raczkowski, Markus Rautzenberg, Michael Resch, Nicole J. Saam, Viola Schiaffonati, Alexander Schmidl, Jan C. Schmidt und G. Günter Voß. (shrink)

Large scale experiments at CERN’s Large Hadron Collider rely heavily on computer simulations, a fact that has recently caught philosophers’ attention. CSs obviously require appropriate modeling, and it is a common assumption among philosophers that the relevant models can be ordered into hierarchical structures. Focusing on LHC’s ATLAS experiment, we will establish three central results here: with some distinct modifications, individual components of ATLAS’ overall simulation infrastructure can be ordered into hierarchical structures. Hence, to a good degree of approximation, hierarchical (...) accounts remain valid at least as descriptive accounts of initial modeling steps. In order to perform the epistemic function Winsberg Model-based reasoning in scientific discovery. Kluwer Academic/plenum Publishers, New York, pp 255–269, 1999) assigns to models in simulation—generate knowledge through a sequence of skillful but non-deductive transformations—ATLAS’ simulation models have to be considered part of a network rather than a hierarchy, in turn making the associated simulation modeling messy rather than motley. Deriving knowledge-claims from this ‘mess’ requires two sources of justification: holistic validation :253–262, 2010; in Carrier M, Nordmann A Science in the context of application. Springer, Berlin, pp 115–130, 2011), and model coherence. As it turns out, the degree of model coherence sets HEP apart from other messy, simulation-intensive disciplines such as climate science, and the reasons for this are to be sought in the historical, empirical and theoretical foundations of the respective discipline. (shrink)