Abstract
Der Ton ist scharf und die Kritik beißend, mit der Alain Badiou in seinem Essay Ethik das belegt, was er eine „ethische Ideologie" nennt - eine die westlichen Gesellschaften dominierende Vorstellung vom Ethischen, als deren „philosophische Sub-Struktur" (116) er einen „durchschnittlichen" Kant (19) und eine lose mit Levinas verbundene Ethik der Differenz ausmacht. Dieser „Ideologie" will Badiou antithetisch eine eigene „Ethik der Wahrheiten" entgegensetzen. Die Härte der Kritik ist gewiss deijenige Zug des Essays, der ihm eine breite Aufmerksamkeit eingetragen hat; die inneren Spannungen in Badious eigener Position aber sind es, die einen genaueren Blick verdienen und zu der interessanteren Lesart führen, dass Badiou sich entscheidender Probleme der ethischen Ideologie weniger entledigt, als sie in einer veränderten Form wieder aufzunehmen.