Abstract
Dieser Beitrag stellt Gespräche mit Child Survivors nationalsozialistischer Zwangslager ins Zentrum. Ihre Erinnerungen zeugen von zerstörten Lebenszusammenhängen und der Skrupellosigkeit der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik, die auch vor den schutzlosesten keinen Halt machte. Doch angesichts der Extremerfahrung lassen sich die Erzählungen nur bedingt sprachlich ordnen. Erziehungswissenschaftliche Begriffe und Konzepte erweisen sich als unzulänglich sie gar zu theoretisieren. Der Beitrag argumentiert dafür, genau diese Unzulänglichkeit des wissenschaftlichen Instrumentariums zum Analysegegenstand zu machen. Die vorgestellte Interviewstudie zeigt auf, wie allgemein geteilte Normen von Kindheit und von lebensgeschichtlicher Aufschichtung im dyadischen Gesprächsgeschehen aktualisiert und reproduziert werden, um zu versprachlichen, wie die Menschen grundlegender Rechte beraubt wurden und um so das ‚Unsagbare‘ zu vermitteln – quasi als Brücke über die Schlucht des Nicht-Sprachlich-Ausdrückbaren.