Abstract
Seit einiger Zeit mehren sich in der Fichte-Forschung die Versuche, Fichtes Philosophie aus ihrer Interpretation durch Hegel herauszulösen und damit ihre Eigenständigkeit neu sichtbar zu machen. Dabei wird u.a. die Auffassung vertreten, Hegel habe Fichte falsch oder zumindest einseitig verstanden, wenn er in seiner Differenzschrift oder in Glauben und Wissen dessen Philosophie als »Reflexionsphilosophie« oder »formalen Idealismus« bezeichnet. Dagegen gibt es Stimmen, die Hegels Interpretation Fichtes als gerechtfertigt verteidigen. Diese Diskussion verweist nicht nur auf Defizite in den philosophischen Theorien von Fichte und Hegel, die nicht geleugnet werden können, sondern mehr noch darauf, dass es in den Standpunkten beider erhebliche Unterschiede gibt, die zunächst herausgearbeitet und bedacht werden müssen.