Abstract
Nach Leibniz sind es die Summe und das Zusammenspiel der, wie er sie nennt, perceptions insensibles (nicht-wahrnehmbare Perzeptionen), die die (wahrnehmbaren) Perzeptionen begründen. Nicht-wahrnehmbare Perzeptionen bilden für ihn eine Voraussetzung für bewusste Zustände und sind konstitutiv für menschliche Individuen. Mit Blick auf die gegenwärtige Neurowissenschaft argumentieren wir dafür, dass neuronale Hirnaktivitäten als die physikalischen Analoga im Sinne Leibnizens solcher nicht-wahrnehmbaren Perzeptionen interpretiert werden können. Ergebnisse neurophysiologischer Forschung, denen zufolge bestimmte Hirnaktivitäten bewussten (wiederabrufbaren) Zuständen zeitlich vorausgehen, wären dementsprechend klarerweise zu erwarten. Aus diesen und anderen Gründen halten wir den Leibniz'schen Ansatz für eine nützliche und wertvolle Grundlage, um neurophysiologische Ergebnisse in einem Rahmen diskutieren und beurteilen zu können, der über den rein innerphysiologischen hinausgeht