Abstract

Kant informs us that the categorical imperative is a synthetic a priori proposition. It might be thought that Kant means thereby to say that we have an a priori rational insight, somewhat like that which Plato claimed for the Forms, into this basic moral truth. W. D. Ross had a similar view about human rational insight into certain basic moral principles, and in his book Kant's Ethical Theory he attritubes such a view to Kant.I argue that this initially plausible interpretation is not correct, and that the "rational intuitionism" that it involves goes against Kant's whole approach to philosophy, in the first Critique as well as in the moral philosophy. I develop a new alternative interpretation, as follows: the categorical imperative is synthetic because it contains a claim about the causal/motivational power we have to act purely from the motive of duty, without any assistance from "sensible" or empirical motives, such as pleasure or pain. This claim, qua motivational, goes beyond the meaning of the categorical imperative considered as a mere ethical precept. It is a priori because this motive's source is the noumenal self.Hence to justify the categorical imperative is to show that this sort of non-sensible motive is or could be active in us as agents, and Kant is an "internalist": one who believes that morality and motivation are internally, analytically connected. Nach Kant ist der kategorische Imperativ ein synthetischer Satz a priori. Kant könnte damit sagen wollen, wir hätten in die grundlegende moralische Wahrheit, die der kategorische Imperativ darstellt, eine vernünftige Einsicht a priori, die unserer Wahrnehmung der Formen, wie Plato sie sieht, vergleichbar wäre. W. D. Ross vertrat eine ähnliche Auffassung von einer vernünftigen menschlichen Einsicht in gewisse grundlegende moralische Prinzipien, und in seinem Buch "Kant's Ethical Theory" schreibt er diese Auffassung auch Kant zu.Ich behaupte, daß diese auf den ersten Blick als plausibel erscheinende Interpretation nicht richtig ist, und daß der "rationale Intuitionismus", den sie impliziert, Kants philosophischem Ansatz, sowohl in der ersten Kritik als auch in der Moralphilosophie, ganz grundsätzlich widerspricht. Ich entwickele eine neue, alternative Interpretation: Der kategorische Imperativ ist synthetisch, weil er eine Behauptung über eine kausale/motivationale Kraft enthält, die uns zukommt und die uns befähigt, ohne irgendeine Unterstützung durch bloß empirische oder Beweggründe der Zweckrationalität wie Freude oder Schmerz allein aus der Vorstellung der Pflicht heraus zu handeln. Soweit sie den vernünftigen Beweggrund zu handeln betrifft, geht die Behauptung über die Bedeutung des kategorischen Imperativs als eines rein ethischen Gebots hinaus. Sie ist a priori, da die Quelle des vernünftigen Beweggrunds das noumenale Ich ist.Jede Rechtfertigung des kategorischen Imperativs muß folglich zeigen, daß die fragliche Art vernünftiger Beweggründe, die nicht Beweggründe bloßer Zweckrationalität sind, in uns als Handelnden aktiv ist oder jedenfalls aktiv sein könnte und daß Kant insoweit ein "Internalist" ist: das ist jemand, der meint, Moral und Motivation seien innerlich, analytisch miteinander verbunden.