Abstract
Die Beziehungen zwischen analytischer Philosophie und Armut sind ein Thema, dessen Existenz und Relevanz sich nicht auf den ersten Blick erschließen: Ein kanonisches Thema analytischer Philosophie ist ›Armut‹ nicht, am ehesten kommt sie noch als Seitenaspekt der Gerechtigkeitsthematik zur Sprache. Wenn Internetrecherchen sehr bald auch David Papineaus Antrittsvorlesung »The Poverty of Analysis« empfehlen, dann scheint es prima facie nicht allzu viel Einschlägiges zu geben. Für die analytische Philosophie – die überdies ihre Schwerpunkte eher im theoretisch-philosophischen Bereich hat – scheint nochmals verstärkt das zu gelten, was für die Philosophie im Allgemeinen gilt : Gemessen am offensichtlichen sozialen und politischen Problemdruck in vielen Weltgegenden ist Armut bislang ein merkwürdig randständiges Thema, sogar in der politischen Philosophie. Entgegen diesem ersten Eindruck soll in diesem Kapitel gezeigt werden, dass die analytische Philosophie auf die gegenwärtigen Ansätze zur Philosophie der Armut de facto erheblichen Einfluss hatte, und dass sie auch pro futuro einiges Potenzial für sie bergen würde.