Sollten wir auf die Trolley-Fälle verzichten?

Zeitschrift für Praktische Philosophie 8 (2):323-350 (2022)
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Abstract

In den moralphilosophischen Debatten der letzten Jahrzehnte spielen die sogenannten Trolley-Fälle eine große Rolle. Sie kommen zum Einsatz in Diskussionen der Frage, welcher Schaden Personen im Rahmen medizinischer oder politischer Maßnahmen zugefügt werden darf, und in Diskussionen darüber, welches die richtige normative Moraltheorie ist. Allerdings kritisieren viele Philosophinnen und Philosophen diese Gedankenexperimente wegen ihrer Konstruiertheit, Künstlichkeit, Abstraktheit und ihrer Lebensferne. In diesem Beitrag werden die Einwände eines prominenten Kritikers, Allen Wood, diskutiert. Er attestiert den Trolley-Gedankenexperimenten neben den genannten Punkten außerdem, dass sie moralisch nicht neutral sind, indem sie uns mit einem rhetorischen Trick dazu bringen, bestimmte Faktoren für moralisch relevant zu halten. Wood fordert deshalb, dass man auf die Verwendung dieser Gedankenexperimente in der praktischen Philosophie verzichten solle. Ich werde seine Einwände entkräften, dann aber zeigen, dass er dennoch einen wunden Punkt nennt: Die Trolley-Fälle sind aufgrund der vorgegebenen Antwortoptionen in der Hinsicht nicht moralisch neutral, dass sie voraussetzen, dass die Anzahl der zu rettenden Menschen moralisch relevant ist. Sie eignen sich daher nicht, um ebendiese Behauptung zu begründen. Dieser Mangel kann aber durch eine Modifikation der Gedankenexperimente behoben werden; ein vollständiger Verzicht auf derartige Gedankenexperimente ist also entgegen Woods Ansicht nicht notwendigerweise geboten.

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