Eine „praktische Lücke“ im Beweis – Zur methodologischen Kritik des Konsequenzialismus und des Prinzips der maximierenden Rationalität

Zeitschrift Für Ethik Und Moralphilosophie 3 (2):193-222 (2020)
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Abstract

ZusammenfassungDer Beitrag entfaltet eine grundsätzliche Kritik an konsequenzialistischen Ethiken. Unsere Kritik zielt auf den Nachweis, dass konsequenzialistische Ansätze einer methodischen Anforderung bei der Begründung eines Moralprinzips nicht gerecht werden, weil sie einen Begriff des Guten voraussetzen, ohne auf seinen epistemischen Status zu reflektieren. Es gelingt ihnen daher nicht, einen Begriff des Guten zu entwickeln, der gleichermaßen sowohl die Erkenntnis einer logischen Notwendigkeit als auch einer praktischen Relevanz zum Ausdruck bringen kann. Aus methodischen Gründen muss daher unklar bleiben, warum das, was als „gut“ gesetzt und erkannt wird, auch realisiert werden muss.Wir gehen in vier Schritten vor: In einem ersten Schritt greifen wir mit dem Ziel der Verschärfung des Problems mit dem so genannten deontologischen Paradox eine der größten Herausforderungen für deontologische Ethiken auf. Wir wollen aber zeigen, dass dieses Paradox überhaupt nur formuliert werden kann, wenn bereits von einem Prinzip des Guten ausgegangen wird, ohne es in ein Verhältnis zur praktischen Vernunft des Handelnden zu setzen. Dazu rekonstruieren wir in einem zweiten Schritt Mills Beweis für das Nützlichkeitsprinzip des Utilitarismus, weil sich daran das methodische Problem einer Erkenntnis des Guten besonders gut herausarbeiten lässt. Im dritten Schritt entwickeln wir unter Rückgriff auf methodologische Überlegungen Kants aus der Kritik der praktischen Vernunft ein Argument, das zeigen soll, dass in keiner moralphilosophischen Argumentation ein Begriff des Guten einfach vorausgesetzt werden kann, ohne logisch primär die durch das Prädikat „gut“ erkannte praktische Notwendigkeit in ein Verhältnis zum Handelnden zu setzen. Das, was überhaupt als gut erkannt werden kann, ist daher durch reflexive Urteile über den Modus des praktischen Erkennens zu bestimmen. Mit diesem Ergebnis wird in einem vierten Schritt das deontologische Paradox aufgelöst.

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