Epistemic Competition between Developmental Biology and Genetics around 1900: Traditions, Concepts and Causation

NTM Zeitschrift für Geschichte der Wissenschaften, Technik und Medizin 24 (2):141-167 (2016)
  Copy   BIBTEX

Abstract

ZusammenfassungDer Artikel führt den Begriff der epistemischen Konkurrenz ein. Im Gegensatz zu „wissenschaftliche Kontroverse“ beschreibt er eine Situation, in der sich zwei Forschungsfelder gegenseitig als mit demselben Bereich von Phänomen befasst wahrnehmen, wobei ihre methodischen Ansätze und theoretischen Erklärungen jedoch so unterschiedlich sind, dass ein offener Konflikt über die Wahrheit oder Falschheit bestimmter Aussagen oder die Genauigkeit in der Anwendung einer Methode nicht stattfindet. Nichtsdestotrotz streben beide Parteien danach, die maßgebliche Erklärung der entsprechenden Phänomene anzubieten. Indem die erweiterte Gemeinschaft der Forschenden oder die Öffentlichkeit einen Ansatz als maßgeblich anerkennt, handeln sie als eine dritte, gewissermaßen neutrale Partei, die einen Preis vergibt, um den die anderen Parteien konkurrieren. Der Artikel beschreibt das Verhältnis von Genetik und Entwicklungsbiologie um 1900 als epistemische Konkurrenz. Diese Forschungsfelder geben unterschiedliche Erklärungen für die Phänomene der organischen Reproduktion. Die Erklärungen unterscheiden sich bezüglich der Formbegriffe und entsprechend hinsichtlich der Begriffe der Vererbung von Aspekten der Form eines Organismus. Zudem basieren die Erklärungen der beiden Felder auf unterschiedlichen Arten kausalen Schließens, die in unterschiedliche experimentelle Ansätze eingebettet sind. Diese Unterschiede können als Instanzen eines allgemeineren Unterschieds zwischen der Tradition der Naturgeschichte, die sich mit Unterschieden zwischen Organismen auseinandersetzt, und der Tradition der Anatomie, die sich mit den Teilen der Organismen beschäftigt, angesehen werden. Dieses Bild der Genetik und Entwicklungsbiologie als Zweige unterschiedlicher fest verankerter Traditionen widerspricht dem Narrativ der Trennung des Begriffs der Vererbung von dem der Entwicklung im Zuge einer Trennung der Disziplinen der Genetik und der Embryologie, das in der Historiographie der Biologie nach wie vor weit verbreitet ist.

Links

PhilArchive



    Upload a copy of this work     Papers currently archived: 91,503

External links

Setup an account with your affiliations in order to access resources via your University's proxy server

Through your library

Similar books and articles

Epistemische Konkurrenz zwischen Entwicklungsbiologie und Genetik um 1900: Traditionen, Begriffe, Kausalität. [REVIEW]Robert Meunier - 2016 - NTM Zeitschrift für Geschichte der Wissenschaften, Technik und Medizin 24 (2):141-167.
Vererbungslehre auf schwankendem Grund: Von der Genetik zur Epigenetik.Paul Gottlob Layer - 2016 - BRIEFE Zur Orientierung Im Konflikt Mensch - Erde, Evangelische Akademie Sachsen-Anhalt E.V 121 (4):7-15.
Dichtung, Mythos, Wissenschaft.Ph Marcou & W. Balzer - 1988 - Erkenntnis 29 (2):201 - 225.
Eine sprachphilosophische Wende im Spätmittelalter?D. Perler - 2004 - Recherches de Theologie Et Philosophie Medievales 71 (2):280-304.
Ontologisch oder epistemisch?Guido Löhrer - 2002 - Recherches de Theologie Et Philosophie Medievales 69 (2):296-317.
Sinnstiftung durch soziale Einbettung.Michael Kühler - 2018 - Zeitschrift für Praktische Philosophie 5 (2):151-178.
Keil. Geert - 2013 - In Gerhard Ernst Lisa Marani (ed.), Das Gettierproblem. Eine Bilanz nach 50 Jahren. pp. 107-144.

Analytics

Added to PP
2020-02-03

Downloads
9 (#1,245,240)

6 months
5 (#626,991)

Historical graph of downloads
How can I increase my downloads?

Author's Profile

R. Meunier
London School of Economics

Citations of this work

Gene.Hans-Jörg Rheinberger - 2008 - Stanford Encyclopedia of Philosophy.

Add more citations

References found in this work

Causation.David Lewis - 1973 - Journal of Philosophy 70 (17):556-567.
Genesis and development of a scientific fact.Ludwik Fleck - 1979 - Chicago: University of Chicago Press. Edited by T. J. Trenn & R. K. Merton.
Two concepts of causation.Ned Hall - 2004 - In John Collins, Ned Hall & Laurie Paul (eds.), Causation and Counterfactuals. MIT Press. pp. 225-276.

View all 45 references / Add more references