Abstract
Toleranz wird für gewöhnlich als eine Einstellung definiert, die sich aus Akzeptanz und Ablehnung gegenüber der tolerierten Praxis zusammensetzt. In einem Aufsatz in dieser Zeitschrift hat Achim Lohmar dieses klassische Verständnis von Toleranz angegriffen und einen alternativen Toleranzbegriff stark gemacht. Ich werde argumentieren, dass Lohmars Analyse von Toleranz verfehlt ist, und zeigen, wie sich der klassische Toleranzbegriff gegen Lohmars Kritik verteidigen lässt. Dennoch ist Lohmars Kritik nicht uninteressant. Denn obwohl Lohmars begriffliche Kritik unzutreffend ist, lässt sich auf Lohmars Kritik aufbauend ein inhaltliches Argument gegen die derzeit prominenteste Rechtfertigung von Toleranz formulieren, das Rawls’sche Argument von vernünftiger Meinungsverschiedenheit. Abschließend argumentiere ich gegen Lohmar, dass der personale Toleranzbegriff vom politischen nicht kategorial verschieden ist.