Ohne Zweifel ergänzte Fichte das Denken Kants hinsichtlich des pathologischen und rein praktischen Willens mit dessen äußeren und inneren Motiven bzw. Triebfedern, denn ein guter Wille wäre nicht nur ein praktischer Wille ohne sinnliches Begehren, sondern ein Tun, welches niemals irgendein Ertragen im Sinne von Passivität darstellt, weil Selbstsetzung und »aktive« Selbstbestimmung zusammenfallen. Gut wäre dann nur jene Faktizität, wo das wissend wollende Subjekt jeweils vollständig präsent ist, denn dadurch wäre sein Tun auch gleichzeitig wahr im Sinne der höchsten Vernunft (...) der Wissenschaftslehre. In dieser Hinsicht muß daher das Nichthandeln bei Fichte als das Böse selbst auftreten, was dann zur Frage des gemeinsamen Handelns im intersubjektiven Sinne sowie zum rechtlich staatlichen Handeln überleitet. Das Nichtich, da es kein getrennter Bereich des Ich ist, sondern eine primordiale Bedingung desselben darstellt, ist die Natur im Menschen, welche für Fichte mit dem vielfach Sinnlichen zusammenfällt und vom Ich dem Wissen und Wollen angeglichen werden muß. Denn sinnliche Vielfalt bedeutet nicht nur Objektsein auf der Naturebene, sondern aus der Sicht des Menschen auch Verweigerung und Übertretung, wobei die materielle Trägheit der Naturgegenstände bei Fichte zur ethischen Trägheit als Quelle aller Laster wird, wie er unter anderem in den »Vorlesungen über die Bestimmung des Gelehrten« von 1794 ausführt. (shrink)

Ohne Zweifel ergänzte Fichte das Denken Kants hinsichtlich des pathologischen und rein praktischen Willens mit dessen äußeren und inneren Motiven bzw. Triebfedern, denn ein guter Wille wäre nicht nur ein praktischer Wille ohne sinnliches Begehren, sondern ein Tun, welches niemals irgendein Ertragen im Sinne von Passivität darstellt, weil Selbstsetzung und »aktive« Selbstbestimmung zusammenfallen. Gut wäre dann nur jene Faktizität, wo das wissend wollende Subjekt jeweils vollständig präsent ist, denn dadurch wäre sein Tun auch gleichzeitig wahr im Sinne der höchsten Vernunft (...) der Wissenschaftslehre. In dieser Hinsicht muß daher das Nichthandeln bei Fichte als das Böse selbst auftreten, was dann zur Frage des gemeinsamen Handelns im intersubjektiven Sinne sowie zum rechtlich staatlichen Handeln überleitet. Das Nichtich, da es kein getrennter Bereich des Ich ist, sondern eine primordiale Bedingung desselben darstellt, ist die Natur im Menschen, welche für Fichte mit dem vielfach Sinnlichen zusammenfällt und vom Ich dem Wissen und Wollen angeglichen werden muß. Denn sinnliche Vielfalt bedeutet nicht nur Objektsein auf der Naturebene, sondern aus der Sicht des Menschen auch Verweigerung und Übertretung, wobei die materielle Trägheit der Naturgegenstände bei Fichte zur ethischen Trägheit als Quelle aller Laster wird, wie er unter anderem in den »Vorlesungen über die Bestimmung des Gelehrten« von 1794 ausführt. (shrink)

Like every other venerable speculation, philosophy has its myths and its great myth-makers. One of the greatest—maker of myths for all contemporary thought—was Kant. Should some future Lévi-Strauss classify this tradition, he will find that philosophical myths, like tribal lore of primitive peoples, suffer thematic variation and evolution, for myths relate our true business in this world, and therefore are essential for all thought about ourselves.

Frank Kuhne zeigt auf, warum der spekulative Idealismus als Antwort auf die Fichteschen Schwierigkeiten mit Kant erscheinen konnte und warum er im Hinblick auf die Erkenntnis des Besonderen ebenso defizient ist wie Fichtes ...

Die"Vorlesung über Moralphilosophie" aus den 1770er Jahren ist eine wichtige Erläuterung und Ergänzung zur "Grundlegung der Metaphysik der Sitten"von 1785. Die Neuedition der so genannten Menzer-Vorlesung präsentiert diese Vorlesung auf dem aktuellen Stand der Forschung. Zugrunde gelegt ist die Nachschrift Kaehler, die seit 1997 zum Kant-Archiv in Marburg gehört. Abgeglichen ist der Text mit mehreren Handschriften des Archivs der Berlin-Bandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Staatsbibliothek Berlin. Ein Anhang mit textkritischem Apparat und Erläuterungen zu Literatur und Personen sowie eine (...) Einleitung von Manfred Kühn erschließen die Vorlesung für alle, die sich für die Kant'sche Philosophie der Ethik interessieren. (shrink)

This observation applies, e.g., to ancient Scepticism. The negation--the thesis of the unattainability of reliable truth--is the counterpart to the affirmative idea of an art of living practiced best by one who suspends judgment. It applies equally to Kant. Metaphysical competency is denied to reason in order to make room for faith. We find the same dialectic in existentialist philosophy. The negation, in this case, is of utmost radicalism and so is the corresponding affirmation. Hence the movement of thought (...) from pole to pole is of unparalleled vehemence. (shrink)

Kant und die Alternativen Heiner F. Klemme Manfred Kühn, Dieter Schönecker. H . Klemme / M. Kühn / D. Schönecker (Hg.) Moralische Motivation Kant und die Alternativen Meiner KANT-FORSCHUNGEN Begründet von Reinhard Brandt und ...

Claire Katz & Lara Trout, Emmanuel Levinas. Critical Assessments of Leading Philosophers ; Thomas Bedorf, Andreas Cremonini, Verfehlte Begegnung. Levinas und Sartre als philosophische Zeitgenossen ; Samuel Moyn, Origins of the Other: Emmanuel Levinas between Revelation and Ethics ; Pascal Delhom & Alfred Hirsch, Im Angesicht der Anderen. Levinas’ Philosophie des Politischen ; Sharon Todd, Learning from the other: Levinas, psychoanalysis and ethical possibilities in education ; Michel Henry, Le bonheur de Spinoza, suivi de: Etude sur le spinozisme de Michel (...) Henry, par Jean-Michel Longneaux ; Jean-François Lavigne, Husserl et la naissance de la phénoménologie. Des Recherches logiques aux Ideen: la genèse de l’idéalisme transcendantal phénoménologique ; Denis Seron, Objet et signification ; Dan Zahavi, Sara Heinämaa and Hans Ruin, Metaphysics, Facticity, Interpretation. Phenomenology in The Nordic Countries ; Dimitri Ginev, Entre anthropologie et herméneutique ; Magdalena Mărculescu-Cojocea, Critica metafizicii la Kant şi Heidegger. Problema subiectivităţii: raţiunea între autonomie şi deconstrucţie. (shrink)

This paper considers the evolution of the problem of scientific rationality from Kant through Carnap to Kuhn. I argue for a relativized and historicized version of the original Kantian conception of scientific a priori principles and examine the way in which these principles change and develop across revolutionary paradigm shifts. The distinctively philosophical enterprise of reflecting upon and contextualizing such principles is then seen to play a key role in making possible rational intersubjective communication between otherwise incommensurable paradigms.

This paper considers the evolution of the problem of scientific rationality from Kant through Carnap to Kuhn. I argue for a relativized and historicized version of the original Kantian conception of scientific a priori principles and examine the way in which these principles change and develop across revolutionary paradigm shifts. The distinctively philosophical enterprise of reflecting upon and contextualizing such principles is then seen to play a key role in making possible rational intersubjective communication between otherwise incommensurable paradigms.

In the Introduction to the Critique of Pure Reason Kant formulates what he calls “the general problem of pure reason,” namely, “How are synthetic a priori judgements possible?” Kant explains that this general problem involves two more specific questions about particular a priori sciences: “How is pure mathematics possible?” and “How is pure natural science possible?”— where the first concerns, above all, the possibility of Euclidean geometry, and the second concerns the possibility of fundamental laws of Newtonian mechanics (...) such as conservation of mass, inertia, and the equality of action and reaction. In answering these questions Kant develops what he calls a “transcendental” philosophical theory of our human cognitive faculties — in terms of “forms of sensible intuition” and “pure concepts” or “categories” of rational thought. These cognitive structures are taken to describe a fixed and absolutely universal rationality — common to all human beings at all times and in all places — and thereby to explain the sense in which mathematical natural science represents a model or exemplar of such rationality. (shrink)